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Themen - tombs

Seiten: [1] 2 3 ... 7
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PC / Baldurs Gate 3
« am: 17. Juli 2023, 18:34:11 »
Noch gute zweieinhalb Wochen bis zum vorgezogenen PC-Release (03.08), Zeit den Hypetrain oder, unserem Alter entsprechend den Elektrorollstuhl, anzuschmeißen und Loblieder zu singen. Ich wollte eigentlich warten, aber die bisherigen Wertungen und Vorabkritiken sind durchweg sehr gut, also doch gestern die EA-Version geholt und die ersten paar Stunden versenkt.
Und die haben durch die Bank Spaß gemacht, wobei ich mich einfach reingestürzt habe (also für sowas wie Charaktererschaffung keine Zeit genommen habe). man kann schön regelmäßig erkennen, dass sich mehrere Playthroughs lohnen dürften, genug Optionen für Rollenspiel, Erkundung, Dialoge und Entscheidungen etc. Grafik ist gut bis sehr gut, Welt gefällt mir, Kämpfe/KampfUI sind klar - Umgebung miteinbeziehen funktioniert, erfordert aber bißchen Gewöhnung/Aufmerksamkeit, Dialoge selbst haben nen ordentlichen Mix aus Ernsthaftigkeit und Humor. Ich glaube, wir haben einen Gewinner.
Kleinigkeiten, die in den paar Stunden aufgefallen sind (für "nerven" waren sie zu klein/selten): Kamera ist manchmal in Gesprächen/Sequenzen komisch positioniert/ausgerichtet, Türen öffnen visuell nicht komplett, freie Kamera kann nicht bewegt werden (home/pos1-taste zum zentrieren auch charakter, dann gehts wieder). Bei den Origincharakteren als Companions bin ich noch nicht komplett überzeugt, aber mit den paar Stunden auch deutlich zu wenig gesehen.

Jepp, auch als 60 € Vollpreis sein Geld wert.

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PC / Diablo 4
« am: 23. März 2023, 17:41:42 »
Ich habe heute Kripparians Einschätzung zum Spiel gesehen (Stand die open Beta, erster Akt. LevelCap 25)- fällt durchaus gemischt aus.
Wie ist eure aktuelle Einschätzung - kategorische Ablehnung der Immortal-Verantwortlichen und gewinnmaximierenden IP-Geier oder Kohleschaufler im Hypetrain?

Ich wünsche mir ein gutes Spiel, glaube aber, dass sie zu gierig sind und zu viele gute Leute verloren haben, um auf Dauer die Balance zwischen Spass und Kosten hinzubekommen. Aber - PoE braucht dringend Wettbewerber die Druck erzeugen und da gibt es sicherlich im westlichen Spielekosmos keinen stärkeren Konkurrenten.
Ich glaube, ich werde es von möglichen Mitspielern im Freundeskreis abhängig machen, aber fühle keine Eile von Anfang dabei zu sein. Sommerrelease ist dafür eh bescheuert.

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PC / Crusader Kings 3
« am: 14. September 2020, 12:58:41 »
Machen wir es kurz, es ist herausragend. WENN man ein paar Stunden Zeit hat um es zu lernen/verstehen (oder wie ich Dynastie um Dynastie gegen die Wand fährt). Es schafft es dabei, dass man eigentlich immer das Gefühl hat, man ist selber schuld. Es ist hervorragend komplex mit seinen Skills, Perks, Kulturtechnologien, Religionsregeln, Nachfolgemanagement, Dynastieaufbau, Kriegen, Raubzügen, Allianzen, Vassallen, Events, Reichsaufbau, Morden, Liebschaften, Erpressungen, Geländeeigenschaften, Truppenzusammensetzung etc.
Ein Sandkastenspiel wie es kaum besser geht - ein paar vorgeschlagene Ziele, Entwicklungen die man nur bedingt beeinflussen kann, eigene Ideen die man über Generationen verfolgen kann etc pp.
und sobald halbwegs drin ist - dieses "nur noch eine Runde"-Gefühl. Wobei "Runde" hier alles mögliche sein kann, weil fast immer irgendwas zu tun ist bzw. stattfindent (meistens 2-5 Dinge gleichzeitig).
Es gibt minimale Probleme beim Balancing und die ui kann noch etwas optimiert werden. Das ist alles was ich nach ner Woche (gefühlt 30 Spielzeit inkl. zwei durchzockter Nächte) an Kritik hätte. Und ja, kein Spiel für Leute die nur wenig Zeit investieren wollen/können oder keinen Bock auf ein "menüspiel" haben.
Wer den Vorgänger mochte oder den strategischen Teil von Spielen wie X4 oder sich ein Civilization mit mehr Tiefgang (und höherer Eintrittsbarriere) wünscht - hier ist euer neues Heim. Kaufen!

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PC / Hardspace: Shipbreaker
« am: 05. August 2020, 18:08:32 »
Fazit: Kaufempfehlung.

https://store.steampowered.com/app/1161580/Hardspace_Shipbreaker/

Hat der eine oder andere bestimmt schon gesehen. Ihr spielt nen Ein-Mann-Abwrack-Betrieb für Raumschiffe. Nur mit Scanner, Laserschneider und Traktorstrahl versucht ihr, verschiedene Schiffstypen auseinanderzunehmen und die verschiedensten Teile aus den Bereichen Hülle/Verkleidung, interne Struktur, Elektronische Bauteile, Antriebe, Fracht, Leitungen, Ausstattung etc. sauber zu zerlegen und in drei verschiedene Empfangsbereiche zu bugsieren. Im normalen Spielmodus hat jede Schicht 15 Minuten (leicht: keine Zeitbegrenzung, schwer: Begrenzung der Klonanzahl, ironman: ein leben, keine Klone) in der man versucht mindestens mal die laufenden Kosten wieder reinzukriegen. Für die größeren Schiffe braucht man in der Regel 2-4 Schichten, es sei denn man spielt Speedrun oder hat in der ersten Schicht den Reaktor hochgejagt.
Dazu versucht man erstmal den Aufbau des Schiffs zu verstehen und es dann so zu zerlegen, dass man zügig (effizient) die wertvollsten Teile sichert ohne dabei Sachen zu beschädigen, die zu explosionen, dekompressionen, elektrischen entladungen oder ähnlichen Begebenheiten führen.
Das Spiel ist aktuell in der Early Access Phase, was man an ein paar Ecken und Enden merkt. Hauptsächlich an der noch deutlich zu geringen Mengen an Inhalt. es gibt nur ne Handvoll Schiffstypen (in verschiedenen Variationen), von Stationen oder ähnlichem mal ganz zu schweigen. Ich hatte in 10-15 Spielstunden 2-3 Abstürze, wobei man im schlimmsten Fall 15 Minuten Spielzeit verliert.
Aber das Grundspiel funktioniert schon hervorragend. Es ist ein wenig wie Minecraft rückwärts. Es braucht einen Plan, etwas Präzision, Frusttoleranz... und es hat (für mich) den wunderbaren "Oh, schon zwei Uhr früh?"-Faktor. Für mich jetzt schon die 25 Euro wert und da man bei neuen Schiffstypen immer ein paar Anläufe braucht (also einige Stunden) und die wesentlichen Spielmechaniken bereits hervorragend funktionieren freue ich mich auf jedes Update.
Absolute Empfehlung!

P.S. es ist nicht fertig, es gibt keine Gegner, das budget ist überschaubar, die Technik - unity engine halt, keine echte story, keine charakterentwicklung, tutorial ist nicht vollständig. wer das nächste battlefield, gta, anno, lol etc. erwartet, sollte zumindest trailer/lets-play-videos schauen (oder steams 2-stunden-refund nutzen).

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PC / Xcom Chimera Squad und Gears Tactics
« am: 28. April 2020, 20:16:48 »
Ist ja wie Weihnachten gerade.
Chimera Squad bei Steam zur Einführung mit 50 % Rabatt für nen Zehner. Solide xcom-action zum 25-Jährigen! ca. 20-25 Stunden xcom light (kleine karten, deutlich kleinerer strategieteil), im Endeffekt wie ein sehr gutes Add-On mit eigenem Stil für Xcom 2. Unbedingt empfehlenswert und ich bin sehr gespannt was die Modder draus machen. Habs ungefähr zur Hälfte durch, grundsätzlich eher zu leicht aber schöne neue Ideen.

Und daneben Gears Tactics für fucking 69 €! Was haben die denn geraucht (btw. 59 $ in den Staaten)?? Mir isses den Probemonat Xbox Gamepass Ultimate für nen Euro wert, aber wtf!?!
Spiel sieht ansonsten grundsolide aus, gute präsentation und mechaniken aber mit wenig wiederspielwert weil kein strategieüberbau (basenbau, missionsauswahl, forschung/produktion/entwiklung) und sehr lineare kampagne (chimera squad ähnliches thema für nen anderen preis). wer es preiswert bekommt, sollte nen blick drauf werfen.

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PC / Final Fantasy XV
« am: 04. März 2020, 10:52:48 »
Ok, nicht gerade neu, aber seit ein paar Wochen ist die Windows-Edition im xbox-pass enthalten und ff7 und 9 und 10 wecken angenehme Erinnerungen. Und falls jemand hier mit dem gleichen Gedanken spielen sollte - es ist ein recht gemischtes erlebnis. Die Portierung ist recht lieblos gemacht, die grafik kann die konsolenherkunft nicht wirklich kaschieren, die kämpfe eher mäßig übersichtlich in der Steuerung und soweit ich bisher bin (4-5 Stunden Spielzeit) ist das Magie-/Skillsystem einer der großen Verlierer der Echtzeitkämpfe. Gibt noch weitere diverse Kritikpunkte. Größte Enttäuschung für mich bisher ist die Erzählung der Storyline in den CGI-Zwischensequenzen. Ich habe immer (also beide Male bisher) das Gefühl, dass die da einfach irgendwas erzählen ohne eine vernünftige Grundlage dafür gelegt zu haben. Insgesamt bisher schwache Charakterzeichnung, mal schauen.
Ansonsten ne gefällige Atmosphäre, die es für mich durchaus spielenswert macht.
Als Fazit nach recht kurzer Spielzeit: nur für Fans in Flautezeiten und für nen schmalen Taler empfehlenswert.

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Browsergames / 50 years
« am: 27. Juli 2015, 12:29:24 »
http://www.kongregate.com/games/e_cha/50-years-graphical
schönes 20-minuten civ mit großartigen religionen

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PC / Dragon Age: Inquisition
« am: 24. November 2014, 12:24:22 »
Einer muss es ja machen. Habs mir am Freitag geholt und seit Samstag relativ viel gespielt. Erste Einschätzung - ganz nett. Und ja, nett ist in dem Fall mit Scheiße verwandt. Vielleicht nicht direkt die kleine Schwester - mehr so ne Cousine. Ich war ja durchs 4p-Review vorgewarnt, hab das ganze dann noch mal auf Eurogamer und RPS nachgelesen und wollte ne weile warten. Der Gesprächshumor in dem Iron-Bull-Video und n freies WE haben mich dann auf die dunkle Seite gezogen. Zeit für The Good, The Bad, The Ugly nach 15 Stunden Spielzeit:

The Good: Hübsch isses. Viel Lore, Dialoge und Kampfsystem haben ihre coolen Momente (witzig wenn ich als Magier nen Templer mit Schild auf mich zulaufen sehen, der dann vom eigenen Tank weggetackelt wird). Einiges an Entscheidungen, komplexes Craftingsystem. Schwierigkeitsgerade scheinen ganz vernünftig. Steuerung und Kamera machen, was sie sollen.


The ugly Bad: Open World haben sie gesagt. Am Arsch. Ende 2014 und die schaffen es nicht Items in der Welt anzuzeigen? Interaktionen mit der Welt sind auf dem Standard von Vanilla WoW. Charakterentwicklung und Skills - irgendwie süss. Vermutlich zielgruppenmaximierungsorientiert. Keine Heiler aber jeder kann im Kampf wiederbeleben. Keine Heilung außerhalb des Kampfes außer ein paar Heiltränken für die ganze Gruppe (8 am Start, kann bißchen erhöht werden). Über den behinderten taktischen Kampf und desses Steuerung wurde schon genug gelacht - zurecht. Völlig misslungen in der jetzigen PC-Variante. Dazu die völlig misslungene Einführung ins Spiel. Das Intro-Tutorial erzählerisch ne Katastrophe, die Macht-Ansammel-Idee als Gatekeeper zu wichtigen Storyquests nimmt dem ganzen erzählerische Struktur, die Quests im "Startgebiet" sind langweilig in Inhalt und Präsentationen. Gefühlte 50% der Nebenquests beginnen mit einem Brief neben einer gefundenen Leiche - man hat das Gefühl, die haben alle Autoren rausgeschmissen.

Am Ende merkt man an zu vielen Ecken die Konsolenherkunft. Verstehe nicht, warum man da nicht einfach mal noch 2-3 Millionen für nen ordentlichen PC-Port ausgeben. Angepasstes Kampfsystem ist ok, nicht geil und für eingefleischte (Runden)taktiker ein No-Go, aber komm ich mit klar. Was mir nicht eingeht ist das einfallslose und lahme Storytelling. Es wird mit fortschreitender Spieldauer etwas besser, aber echte Glanzpunkte sehe ich bisher nicht wirklich. Mal schauen, ob es den Dreh noch kriegt. Ganz nett halt, wenn man Popcorn-Kino verträgt.
Btw, Eurogamer-Review mit ein paar Kritikpunkten von 4p und man kriegt, glaub ich, ne ganz passende Idee.



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Zeitgeschehen / Ende der Revolutionen
« am: 02. September 2014, 19:11:13 »
lesenswert imho

http://www.sueddeutsche.de/politik/neoliberales-herrschaftssystem-warum-heute-keine-revolution-moeglich-ist-1.2110256


Zitat
Warum ist das neoliberale Herrschaftssystem so stabil? Warum gibt es kaum Widerstand dagegen? Trotz immer größer werdender Schere zwischen Reich und Arm? Für eine Erklärung ist es wichtig zu verstehen, wie die unterwerfende Macht heute funktioniert.
Gastbeitrag von Byung-Chul Han

Als es vor einem Jahr in der Berliner Schaubühne zu einer Debatte zwischen Antonio Negri und mir kam, stießen zwei Kapitalismuskritiken frontal aufeinander. Negri schwärmte für Möglichkeiten des globalen Widerstandes gegen das "Empire", das neoliberale Herrschaftssystem. Er präsentierte sich als kommunistischer Revolutionär und bezeichnete mich als skeptischen Professor. Emphatisch beschwor er die "Multitude", die vernetzte Protest- und Revolutionsmasse, der er es offenbar zutraute, das Empire zu Fall zu bringen. Mir erschien die Position des kommunistischen Revolutionärs zu naiv und realitätsfern. So versuchte ich, Negri zu erklären, warum heute keine Revolution mehr möglich ist.

Warum ist das neoliberale Herrschaftssystem so stabil? Warum gibt es so wenig Widerstände dagegen? Warum werden sie alle so schnell ins Leere geführt? Warum ist heute keine Revolution mehr möglich trotz immer größer werdender Schere zwischen Reichen und Armen? Für eine Erklärung ist ein genaues Verständnis notwendig, wie die Macht und Herrschaft heute funktioniert.

Wer ein neues Herrschaftssystem installieren will, muss Widerstand beseitigen. Das gilt auch für das neoliberale Herrschaftssystem. Zur Einsetzung eines neuen Herrschaftssystems ist eine setzende Macht notwendig, die oft mit Gewalt einhergeht. Aber diese setzende Macht ist nicht identisch mit der das System nach innen hin stabilisierenden Macht. Es ist bekannt, dass Margaret Thatcher als Vorkämpferin des Neoliberalismus die Gewerkschaften als "Feind im Inneren" behandelte und sie gewaltsam bekämpfte. Gewaltsamer Eingriff zur Durchsetzung der neoliberalen Agenda ist jedoch nicht jene systemerhaltende Macht.
Die systemerhaltende Macht ist nicht mehr repressiv, sondern verführend

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Die systemerhaltende Macht der Disziplinar- und Industriegesellschaft war repressiv. Fabrikarbeiter wurden durch Fabrikeigentümer brutal ausgebeutet. So führte die gewaltsame Fremd-Ausbeutung der Fabrikarbeiter zu Protesten und Widerständen. Möglich war hier eine Revolution, die das herrschende Produktionsverhältnis umstürzen würde. In diesem repressiven System sind sowohl die Unterdrückung als auch die Unterdrücker sichtbar. Es gibt ein konkretes Gegenüber, einen sichtbaren Feind, dem der Widerstand gilt.

Das neoliberale Herrschaftssystem ist ganz anders strukturiert. Hier ist die systemerhaltende Macht nicht mehr repressiv, sondern seduktiv, das heißt, verführend. Sie ist nicht mehr so sichtbar wie in dem disziplinarischen Regime. Es gibt kein konkretes Gegenüber mehr, keinen Feind, der die Freiheit unterdrückt und gegen den ein Widerstand möglich wäre.

Der Neoliberalismus formt aus dem unterdrückten Arbeiter einen freien Unternehmer, einen Unternehmer seiner selbst. Jeder ist heute ein selbstausbeutender Arbeiter seines eigenen Unternehmers. Jeder ist Herr und Knecht in einer Person. Auch der Klassenkampf verwandelt sich in einen inneren Kampf mit sich selbst. Wer heute scheitert, beschuldigt sich selbst und schämt sich. Man problematisiert sich selbst statt der Gesellschaft.
Das unterworfene Subjekt ist sich nicht einmal seiner Unterworfenheit bewusst

Ineffizient ist jene disziplinarische Macht, die mit einem großen Kraftaufwand Menschen gewaltsam in ein Korsett von Geboten und Verboten einzwängt. Wesentlich effizienter ist die Machttechnik, die dafür sorgt, dass sich Menschen von sich aus dem Herrschaftszusammenhang unterordnen. Ihre besondere Effizienz rührt daher, dass sie nicht durch Verbot und Entzug, sondern durch Gefallen und Erfüllen wirkt. Statt Menschen gefügig zu machen, versucht sie, sie abhängig zu machen. Diese Effizienzlogik des Neoliberalismus gilt auch der Überwachung. In den 1980er-Jahren hat man heftigst gegen die Volkszählung protestiert. Sogar die Schüler gingen auf die Straße.

Aus heutiger Sicht wirken die notwendigen Angaben wie Beruf, Schulabschluss oder Entfernung zum Arbeitsplatz fast lächerlich. Es war eine Zeit, in der man glaubte, dem Staat als Herrschaftsinstanz gegenüberzustehen, der den Bürgern gegen deren Willen Informationen entreißt. Diese Zeit ist längst vorbei. Heute entblößen wir uns aus freien Stücken. Es ist gerade diese gefühlte Freiheit, die Proteste unmöglich macht. Im Gegensatz zur Zeit der Volkszählung protestieren wir kaum gegen die Überwachung. Freie Selbstausleuchtung und -entblößung folgt derselben Effizienzlogik wie die freie Selbstausbeutung. Wogegen protestieren? Gegen sich selbst? Diese paradoxe Situation bringt die amerikanische Konzeptkünstlerin Jenny Holzer mit ihrem "truism" zum Ausdruck: "Protect me from what I want."
Byung Chul Han Bild vergrößern
Byung-Chul Han lehrt Philosophie und Kulturwissenschaft an der Universität der Künste Berlin.
(Foto: Merve-Verlag)

Es ist wichtig, zwischen setzender und erhaltender Macht zu unterscheiden. Die systemerhaltende Macht nimmt heute eine smarte, freundliche Form an und macht sich dadurch unsichtbar und unangreifbar. Das unterworfene Subjekt ist sich hier nicht einmal seiner Unterworfenheit bewusst. Es wähnt sich in Freiheit. Diese Herrschaftstechnik neutralisiert den Widerstand auf eine sehr effektive Art und Weise. Die Herrschaft, die Freiheit unterdrückt und angreift, ist nicht stabil. Das neoliberale Regime ist deshalb so stabil, immunisiert sich gegen jeden Widerstand, weil es von der Freiheit Gebrauch macht, statt sie zu unterdrücken. Die Unterdrückung der Freiheit provoziert schnell Widerstand. Die Ausbeutung der Freiheit dagegen nicht.

Nach der Asienkrise war Südkorea gelähmt und geschockt. Da kam der IWF und gab den Koreanern Kredite. Dafür musste die Regierung die neoliberale Agenda gewaltsam gegen Proteste durchsetzen. Diese repressive Macht ist die setzende Macht, die häufig auf Gewalt zurückgreift. Aber diese setzende Macht unterscheidet sich von der systemerhaltenden Macht, die im neoliberalen Regime sich sogar als Freiheit gibt. Für Naomi Klein ist der gesellschaftliche Schockzustand nach Katastrophen wie der Finanzkrise in Südkorea oder Griechenland die Gelegenheit, die Gesellschaft gewaltsam einer radikalen Neuprogrammierung zu unterwerfen. Heute gibt es in Südkorea kaum Widerstände. Es herrscht dagegen ein großer Konformismus und Konsens mit Depression und Burn-out. Südkorea hat heute weltweit die höchste Suizidrate. Man wendet Gewalt gegen sich selbst an, statt die Gesellschaft verändern zu wollen. Die Aggression nach außen, die eine Revolution zur Folge hätte, weicht einer Selbstaggression.

Heute gibt es keine kooperierende, vernetzte Multitude, die sich zu einer globalen Protest- und Revolutionsmasse erheben würde. Vielmehr macht die Solitude des für sich isolierten, vereinzelten Selbst-Unternehmers die gegenwärtige Produktionsweise aus. Früher standen Unternehmen miteinander in Konkurrenz. Innerhalb des Unternehmens war dagegen eine Solidarität möglich. Heute konkurriert jeder mit jedem, auch innerhalb eines Unternehmens. Diese absolute Konkurrenz erhöht zwar die Produktivität enorm, aber sie zerstört Solidarität und Gemeinsinn. Aus erschöpften, depressiven, vereinzelten Individuen lässt sich keine Revolutionsmasse formen.

Man kann den Neoliberalismus nicht marxistisch erklären. In ihm findet nicht einmal die berühmte "Entfremdung" von der Arbeit statt. Heute stürzen wir uns mit Euphorie in die Arbeit bis zum Burn-out. Die erste Stufe des Burn-out-Syndroms ist eben die Euphorie. Burn-out und Revolution schließen sich aus. So ist es ein Irrtum zu glauben, dass die Multitude das parasitäre Empire abwirft und eine kommunistische Gesellschaft installiert.
Die Ökonomie des Teilens führt zu einer Totalkommerzialisierung des Lebens

Wie steht es heute mit dem Kommunismus? Überall wird Sharing und Community beschworen. Die Sharing-Ökonomie soll die Ökonomie des Eigentums und des Besitzes ablösen. "Sharing is Caring", "Teilen ist Heilen", so heißt eine Maxime der "Circler" im neuen Roman von Dave Eggers, "The Circle". Die Pflastersteine, die den Fußweg zur Firmenzentrale von Circle bilden, sind durchsetzt mit Sprüchen wie "Sucht Gemeinschaft" oder "Bringt euch ein". Caring is Killing, sollte es aber eigentlich heißen. Auch die digitale Mitfahrzentrale "Wunder Car", die jeden von uns zum Taxi-Fahrer macht, wirbt mit der Idee der Community. Es ist aber ein Irrtum zu glauben, dass die Sharing-Ökonomie, wie Jeremy Rifkin in seinem jüngsten Buch "Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft" behauptet, ein Ende des Kapitalismus, eine globale, gemeinschaftlich orientierte Gesellschaft einläutet, in der Teilen mehr Wert hätte als Besitzen. Im Gegenteil: Die Sharing-Ökonomie führt letzten Endes zu einer Totalkommerzialisierung des Lebens.

Der von Jeremy Rifkin gefeierte Wechsel vom Besitz zum "Zugang" befreit uns nicht vom Kapitalismus. Wer kein Geld besitzt, hat eben auch keinen Zugang zum Sharing. Auch im Zeitalter des Zugangs leben wir weiterhin im "Bannoptikum", in dem diejenigen, die kein Geld haben, ausgeschlossen bleiben. "Airbnb", der Community Marktplatz, der jedes Zuhause in ein Hotel verwandelt, ökonomisiert sogar die Gastfreundschaft. Die Ideologie der Community oder der kollaborativen Commons führt zur Totalkapitalisierung der Gemeinschaft. Es ist keine zweckfreie Freundlichkeit mehr möglich. In einer Gesellschaft wechselseitiger Bewertung wird auch die Freundlichkeit kommerzialisiert. Man wird freundlich, um bessere Bewertungen zu erhalten. Auch mitten in der kollaborativen Ökonomie herrscht die harte Logik des Kapitalismus. Bei diesem schönen "Teilen" gibt paradoxerweise niemand etwas freiwillig ab. Der Kapitalismus vollendet sich in dem Moment, in dem er den Kommunismus als Ware verkauft. Der Kommunismus als Ware, das ist das Ende der Revolution.

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Zeitgeschehen / Krautreporter
« am: 13. Mai 2014, 16:36:03 »
Jepp, blöder Name aber grundsätzlich ne gute Idee imho. Wie gut es in der Umsetzung wird - keine Ahnung, aber zumindest mal mitteilenswert.

https://krautreporter.de/das-magazin

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Off Topic / Aprilscherze 2014
« am: 01. April 2014, 12:02:00 »

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PC / GOG gibt erste Prinzipien auf
« am: 03. März 2014, 14:31:48 »
http://www.gog.com/news/announcement_big_preorders_launch_day_releases_coming
Nicht mehr ganz neu (also letzte Woche), GOG lässt sich auf regional pricing ein. Haben sie früher immer gegeißelt und entsprechende Spiele/Lokalisierungen nicht zugelassen. Jetzt isses die Lösung um die DRM-Freiheit weiter zu verbreiten. Armselig dumme Begründung.
Wenn sie nicht vorher immer so getönt hätten, dass man für seine Überzeugungen und die Werte des Unternehmens einstehen muss....

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Film / Fernsehen / Petition gg Lanz
« am: 23. Januar 2014, 10:47:16 »
https://www.openpetition.de/petition/online/raus-mit-markus-lanz-aus-meiner-rundfunkgebuehr
entsprechende tweets und berichte im netz (niggemeier, spiegel)

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http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/google-glass-google-verbietet-verkauf-von-datenbrille-a-895064.html
tl; dr
Weiterverkauf der Brille ist verboten, Google hat sich das Recht eingeräumt, die Brille in diesem Fall zu deaktivieren.  :damnyou:

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