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Autor Thema: Türkei in die EU - oder nicht  (Gelesen 14846 mal)

Skeltem

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Re: Türkei in die EU - oder nicht
« Antwort #45 am: 13. Oktober 2010, 15:25:45 »
Shadowcaster hat es schön gesagt: Wir (der gemeine Deutsche) WOLLEN gar nicht, dass sich die Türken integrieren, denn das bedeutet, dass sie unsere Nachbarn werden und ihre Kinder unsere Schulen besuchen. Gott bewahre! (pun intended)

 In der ZEIT stand mal ein schöner Artikel zu der Integrationsdebatte, in dem darauf hingewiesen wurde, zu Recht wie ich finde, dass die meisten Bürger, die laut gegen den "Islam" schreien keinen einzigen Moslem kennen. Die wohnen schön in ihren Häusern im Speckgürtel oder in gentrifizierten Stadtvierteln und schicken Sophie und Niklas auf Privatschulen.

 Aber das ist eigentlich total offtopic.

 Zur Europa-Integration ist sind bisher die "geographische" und die kulturelle Karte gespielt worden. Eigentlich ist beides eins. Und dann die Wirtschaft.

Zur Geographie: Europa ist doch mehr als eine Landmasse, die auf der europäischen Platte ruht. Europa ist eine Idee, ein Projekt. Wenn du so willst, müsstest du die einzelnen Länder nach ihren geographischen und nicht den politischen Grenzen ziehen. Und dann steckst du ziemlich im Schlamassel.

 Besser und auch praktischer als die Geographie ist die Kultur geeignet, Europa zu definieren. Aber das ist auch schwierig. Ein europäische Kultur gibt es entweder seit 3000 oder 65 Jahren. Wenn man die alten Griechen als die Begründer einer europäischen Ideengeschichte definiert, schließt das alles Mögliche mit ein, z.b. Rom, das Mittelalter, die Rennaissance (Rückbesinnung auf antike Kultur), die Aufklärung, den Kolonialismus, Weltkriege und europäische politische Einigung.  Und bis vor 65 Jahren haben Europäer frühlich auf Europäer eingehackt, geschossen, gewürgt, und andere Greuel begangen. Danach auch noch (Jugoslawien, Kosovo), aber da hat's nicht mehr so viel Spaß gemacht. Und in der ganzen Zeit war die Türkei, bzw. die islamische Kultur dabei: griechische Siedlungen in Kleinasien, Kleinasien und der größte Teil des Mittelmeerraumes Teil des römischen Reiches, islamische Expansion mit Al-Andaluz in Spanien, Islamische Philosophie und Wissenschaft war führend bis in die 1500er Jahre, auch für Europa, Expansion des Osmanischen Reiches ("Die Türken vor Wien"), deren Reste noch im Balkan für Konflikte sorgen. Die Türkei in den Weltkriegen auf Seiten der Achse, dann schließlich die türkische Restauration unter Atatürk, der einen säkularen Staat nach europäischem Vorbild formte.
 Wenn es eine "europäische Kultur" gibt, ist sie genauso von der türkischen berührt wie umgekehrt. Ich will damit nicht sagen, dass sie gleich oder auch nur so vergleichbar wäre wie die deutsche (wenn wir denn eine haben, Rom) und die, sagen wir, polnische. Aber im Sinne einer fortdauernden Ausgesetztheit kann man nicht sagen, dass wir uns völlig fremd sind.
 Dabei darf man nicht vergessen, dass "Kultur" ein höchst schillerndes Ding ist. Viele Wissenschaften, meine eingeschlossen, verzweifeln an dem Begriff der sie selber definiert. Man kann Kultur nicht geographisch (heute zumindest nicht mehr), ethnisch (nicht mehr in komplexen Wirtschaftsgesellschaften mit ständiger Bevölkerungsfluktuation), religiös (außer im Eichsfeld  :whistle1:) oder materiell (Kuckucksuhren aus China) greifen. Die sinnvollste Definition von Kultur ist heute wohl die einer Idee, die von einer bestimmten Gruppe von Menschen geteilt wird und die sich an Symbolen und symbolischen Handlungen gestmachen. Sprich: Wir sind Deutsche, weil wir uns als Deutsche (Schweden, Niederländer, Malteser) verstehen. Wir haben eine Flagge, singen eine Hymne und jubeln für eine Nationalmannschaft. Wer wir sind, bestimmen wir.

 Und auch wer wir nicht sind. damit wäre Itchys Frage beantwortet. Identität ist nur noch Aushandlungssache. Das verunsichert und macht Angst. Und wer Angst hat, reagiert aggressiv. Und natürlich gibt es genug Leute, die ihre Chance darin sehen, diese Verunsicherung auszunutzen und den Menschen weis zu machen, sie seien Opfer und keine Bestimmer. Mistens sind solche Typen selber Opfer.

 So, Stunde beendet, ab Marsch in die Pause :P

@Baumstumpf:  :lol:

retuar

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Re: Türkei in die EU - oder nicht
« Antwort #46 am: 13. Oktober 2010, 15:30:53 »
Man muss sich die Frage stellen, was die Damen Springer und Mohn (Bertelsmann) im Verbund mit Seehofer und den ganzen anderen rechten Polemikern bezwecken wollen.
Wem nützt die Stimmungsmache und von was lenkt sie alles ab?


Skeltem

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Re: Türkei in die EU - oder nicht
« Antwort #47 am: 13. Oktober 2010, 16:07:46 »
Die schauen nach Holland und Österreich und sehen, dass diese Polemik und Hetze Wählerstimmen bringen. Seehofer hängt sein Mäntelchen doch nach jedem Wind und riecht er auch noch so schlecht.

Menschen sind aus verschiedenen Gründen verunsichert. Die Finanzkrise hat jede Mengen sicher geglaubtes Wissen erschüttert und user Geld ist virtueller denn je, bzw. es wird als das wahrgenommen, was es ist: eine Illusion.

 Dazu kommen ganz reale Ängste: Krieg, Terrorismus. Die etablierte Politik hobelt über die Ängste einfach hinweg. Siehe S21, siehe aber auch die Integrationsdebatte. Es gibt ja ganz eklatante Probleme, die kann man nicht einfach wegreden. Das Problem ist, dass niemand den Leuten die Komplexität erklären kann oder will, abgesehen von den Menschenfängern von Rechts.

 Und wie bei S21 will auch niemand mehr Argumente, sondern nur noch ihr dumpfes Bauchgefühl loswerden, dass da etwas nicht stimmt. Dann kommt die Des- und Misinformation dazu, die durch solche Multiplikatoren wie Baumstumpf hier geschürt wird und schon hat man einen narzisstischen Idioten an der Regierung beteiligt. Zum Glück steckt bei denen meist nur ein Ego-Trip auf Kosten der Wähler dahinter und die Schills, Haiders und wie sie heißen verflüchtigen sich wie ein Furz wieder. Wenn man Pech hat, wohnt man in Ungarn  :disgust1: 

Shadowcaster

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Re: Türkei in die EU - oder nicht
« Antwort #48 am: 13. Oktober 2010, 17:19:19 »
hehe, schön überspitzt :), wobei du die Frage nach der Kultur der Deutschen ja beflissendlich übergangen hast :)

Klar, das ganze ist ja auch keine Sache der Kultur. Weder der türkischen, noch der Russischen, noch der Deutschen. Was du angesprochen hast ist keine Kultur, das sind Stereotypen.

Wobei ich zugeben muß, ich stehe der Sache mit dem EU-Beitritt aber auch eher kritisch gegenüber.


EdHunter

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Re: Türkei in die EU - oder nicht
« Antwort #49 am: 13. Oktober 2010, 17:37:15 »
Ich hab zwar die Miszelle noch nicht gelesen, aber:
:heart: Skeltem! - Alleine für die letzten beiden Beiträge!
.:: tehK.de :: #easilyamused ::.

Carfesch

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Re: Türkei in die EU - oder nicht
« Antwort #50 am: 13. Oktober 2010, 18:01:44 »
Diese Beitrittsdebatte hängt auch nicht wenig mit der aktuellen Integrationsdebatte zusammen.
Da hat man z.B. Sonntags eine ruhige Diskussion über den Türkei-EU-Beitritt und konnte den Skeptikern in der Runde bei ein paar Pro-Argumenten ein widerspenstiges Nicken abtrotzen und dann läuft auf der Straße die in die "gute Nachbarschaft" gezogene deutsch-türkische Familie vorbei,  laut mit "südländischem" Temperament als einzige die Sonntagsruhe störend.
Und dann war es das schon wieder.

Multikulti/Toleranz dürfte auch in Zukunft nicht wirklich mehrheitsfähig sein, und auf Ignoranz zu hoffen scheitert daran dass Ignoranz viel auf "aus den Augen aus dem Sinn" beruht.

Aber das scheinen auch die Politiker erkannt zu haben, nicht umsonst rufen türkische Politiker plötzlich nach besserer Integration.
Dieses Posting wurde von einem IPad verschlimmbessert.

Baumstumpf

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Re: Türkei in die EU - oder nicht
« Antwort #51 am: 13. Oktober 2010, 18:24:23 »
uhh.... wie kleinbürgerlich, die frage des eu-beitritts der türkei mit der integrationsdebatte und den geografischen grenzen des kontinents zu vebinden, anstatt die echten probleme eines solchen beitritts anzusprechen...  :doh:

aber letztendlich stimmig im bezug zum miszellen-artikel, der ähnlich oberfächlich mit dem thema umgeht - "ey, mein urlaub war einfach subba und deshalb sollten die in die eu! dann kann ich nächstes jahr dort mit dem euro zuahlen und muß nicht immer umrechnen!"
« Letzte Änderung: 13. Oktober 2010, 18:46:34 von Baumstumpf »

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Re: Türkei in die EU - oder nicht
« Antwort #52 am: 13. Oktober 2010, 18:48:27 »
wie ein besoffner parkbankpenner hier rein getorkelt bist und alles voll gekotzt hast

Estefan

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Re: Türkei in die EU - oder nicht
« Antwort #53 am: 13. Oktober 2010, 20:26:02 »
Hmmh naja ich habe weniger etwas gegen die Türkei als vielmehr gegen die EU.

Thema Demokratie: Bevor die EU neue Mitglieder aufnimmt, sollten ihre Entscheidungswege erstmal demokratischer, transparenter und effizienter werden.
Dass wichtige Regelungen von Bürokraten und Lobbyisten in Brüssel ausgekungelt und von nicht unmittelbar gewählten Ministerräten beschlossen werden (oder wie auch immer das abläuft), kanns auf die Dauer nicht sein. Auch auf EU-Ebene sollte das Volk die Staatsgewalt in Wahlen und Abstimmungen ausüben dürfen.
(Wobei ich persönlich glaube, dass die EU eh scheitern wird, aber Zukunfsvorhersagen sind immer etwas kritisch...)

Speziell bei der Türkei ist der Umgang mit Minderheiten ein Problem. Und manche Landesteile sind noch sehr rückständig. Istanbul ist nicht gleich Türkei.
Ich halte aber die Probleme in der Türkei nicht für unüberwindbar auf Dauer. Grundsätzlich hätte ich nichts gegen die Türkei in einer EU (oder anderen Form einer europäischen Gemeinschaft).
radiation... too much radiation...

Baumstumpf

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Re: Türkei in die EU - oder nicht
« Antwort #54 am: 13. Oktober 2010, 20:33:36 »
vor allem leugnen sie immer noch den von ihnen verübten genozid im 1. weltkrieg.
« Letzte Änderung: 14. Oktober 2010, 00:09:44 von Baumstumpf »

Heretikeen

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Re: Türkei in die EU - oder nicht
« Antwort #55 am: 13. Oktober 2010, 21:37:35 »
vor allem leugnen sie immer noch den von ihnen verübten genozid im 2. weltkrieg.

Das ist für mich ein wesentlicher Grund, die Türkei als Staat abzulehnen, ja. "Darüber darf man nicht reden und wer es tut ist ein Arschloch" ist kein Standpunkt für einen Staat, der in eine Gemeinschaft eintreten möchte.

Skeltem

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Re: Türkei in die EU - oder nicht
« Antwort #56 am: 13. Oktober 2010, 23:53:27 »
1915 waren es noch 24 Jahre bis zum 2. Weltkrieg.
 Ansonsten ja, das müssen sie ändern.

Baumstumpf

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Re: Türkei in die EU - oder nicht
« Antwort #57 am: 14. Oktober 2010, 00:09:33 »
ja, vertippt :/

 

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