Willkommen zu meiner ersten Kolumne. Eigentlich hatte ich für dieses Jahr keine geplant, aber der überaus unterhaltsame Release von Grand Theft Auto 4 ließ mich meine Pläne überdenken. Der geneigte Leser meiner Webseite wird sich nun fragen, "Warum kein Test?" Die Antwort ist ganz einfach: ein Test könnte immer auf irgendeine Weise von jemandem als Kaufempfehlung verstanden werden.Was sich in den letzten Tagen zugetragen hat und immer weiter entwickelt, ist sowohl absurd, als auch eine wahre Schande für den PC als Gaming-Plattform. Erahnen konnte man das Desaster schon bei der Meldung, Rockstar würde auf Securom DRM Schutzmaßen von Sony setzen UND dazu noch die verhasste Games for Windows Live Plattform verwenden. Das gleich beide Ausgeburten der Hölle kombiniert wurden, sprach für Kenner schon vor dem Release Bände.Und genauso ist es auch gekommen. Während sich der Entwickler selbstverliebt auf die Schulter klopft, weil er 200.000 Dollar (!) für einen "unknackbaren Kopierschutz" bezahlt hat, tobt sich der Mob mit brennenden Fackeln in Spieleforen und Kommentaren zu Newsbeiträgen aus. Der "unknackbare Kopierschutz", der schon nach wenigen Tagen geknackt wurde, scheint nach ersten Informationen für viele der Probleme verantwortlich zu sein. Fraglich ist dabei, wie so was übersehen werden konnte? Ist es keinem bei Rockstar aufgefallen, das die Performance durch die ganzen Securom Trigger in den Keller gestürzt ist? Hat keiner gemerkt, das die Hardwareanforderungen sogar über denen von Crysis liegen? Gab es niemanden der das Spiel mal auf einer aktuellen ATI Karte gestartet hat, um zu sehen, ob das Spiel dann überhaupt funktioniert? Aber man darf nicht nur Meckern, man muss auch mal das Gute sehen. Jetzt müssen die Besitzer von ATI Karten wenigstens nicht das verhöhnende Startlogo ertragen, das großkotzig ein "powered by Nvidia" verkündet.Schlechte Performance, kein ATI Support, ist das schon alles, mag der Leid gewohnte Gothic Spieler jetzt fragen? Keine Bange, für alle Fans des Masochismus hält das Spiel jede Menge Freuden bereit. Das Installationsfenster bereitet den Kunden das Opfer schon im Vorwege auf den Leidensweg vor. Neben unzähligen Programmen, die alle ganz wichtig und toll sind, muss man sich auch das besagte Games for Windows Live installieren. Dieses wird auf der Xbox 360 für den Verkauf von zusätzlichem Content benötigt, der es aufgrund der gerushten Releases nicht mehr in die Spiele geschafft hat. Oder einfach weil der Investor ein 5. Haus auf Tahiti kaufen möchte. Zudem dient es auf der Konsole als Onlineplattform. Ah, also für den Multiplayermode muss man sich das installieren? Nein. Wofür ist es dann? Zum Speichern des Spielstandes. Was? Ja. Ernsthaft? Ja. So unglaublich es scheint, der einzige Weg wie man den scheinbar bestehenden Verträgen mit Microsoft gerecht werden konnte, war das Speichern im Singleplayer Mode nur über die Anmeldung einer Onlinecommunity zu ermöglichen. Die Anmeldung ist übrigens nur einmal kostenlos. Mit anderen Worten, das Spiel können sie später schwer bis gar nicht weiter verkaufen.Da überrascht es auch nicht weiter, das nur ein einziges Gamepad vom Spiel erkannt wird. Sie erraten sicher welches... Genau, es ist das Xbox 360 Gamepad for Windows von Microsoft. Nun stellt sich sicher die berechtigte Frage, wer denn die eigentlichen Kunden von Rockstar sind. Nvidia, Microsoft oder die Idioten, die im Laden über das Spiel stolpern? Ebenfalls unklar dürfte die Antwort bei den Spielemagazinen ausfallen. Alle Seiten überschlagen sich derzeit mit Lobeshymnen zu dem Spiel. Nur selten wird mal in einem Test auf die massiven Probleme hingewiesen. Stattdessen wirft man mit 90+ Wertungen um sich, als wären es Bonbons beim Karneval. Über 90% für ein Spiel das die Hälfte aller aktuellen Grafikkarten nicht unterstützt, mit DRM Kopierschutz und diversen anderen Zwängen aufwartet, eine extrem schlechte Performance offenbart und vieles mehr? Wie kann so was "nahezu perfekt" sein? Woher der Wind weht, wird jedoch schnell klar, wenn man einen Blick auf diese Webseiten wirft. So wie im Bild oben, schaut es derzeit auf vielen Gaming-Seiten aus, die GTA 4 in den Himmel loben. Wer teure Werbekampagnen verkaufen will, hat scheinbar den Mund zu halten.Und was sagt der Entwickler zu dem ganzen Debakel? Der versucht die verärgerten Kunden mit einem lapidar hingeworfenen "das betrifft nur einen kleinen Teil" abzuspeisen. Schon etwas arrogant wirkt da der anschließende Hinweis auf den Support, der im Endeffekt bei diesen Problemen auch nicht helfen kann. Laut diverser Umfragen im Netz macht dieser "kleine Teil" jedoch, grob zusammen gerechnet, satte 80% der Kunden aus. Das Rockstar sich dessen sehr wohl bewusst sein dürfte, kann man auch an der Rund-Mail an die Händler erkennen, in denen auf die Probleme mit dem Spiel hingewiesen wurde. Die Media Markt Kette nahm das sogar zum Anlass eine Rückrufaktion (Quelle: Gamestar) für GTA 4 anzukündigen. Während die Firmen also nur noch höhnisch von ihren Türmchen auf den dreckigen Pöbel hinab lachen, bleibt diesem nichts weiter übrig, als fluchend von dannen zu ziehen und sich für die Zukunft zu schwören, einen solchen Fehler nicht noch einmal zu begehen. Gut gemacht Rockstar & Co - die Kunden vertrieben, dem Ansehen des PCs als Gamingplattform massiv geschadet und die Armee der bösen Raubmord-Kopierer kräftig gefüttert. Aber Hauptsache die Taschen sind voll und man kann mit seinem Heuschreckenschwarm zum nächsten Feld ziehen. Fragt sich bloß was die ganzen professionellen Redakteure der PC Magazine machen werden, wenn kein Halm mehr steht? Sich einen Job bei der Bild Zeitung suchen?
"Rember kids, you read it there first!"