Manche argumentieren, es gäb wichtigere Themen in der Welt als Guttenplag. Das mag sein, aber man kann sich ja auch über mehrere Themen informieren, und ändern kann man eh an keinem was.
Für mich ist die Guttenplag-Affäre nicht so unwichtig, weil sie symptomatisch für die Abwesenheit sämtlicher Werte in der Politik spricht. Nicht, dass man das nicht schon geahnt hätte, aber hier wird es wirklich auf die Spitze getrieben.
Vor hundert Jahren war der Gros der naturwissenschaftlichen Veröffentlichungen noch auf Deutsch, das Land lieferte wichtigste Beiträge zu Physik und Chemie
Die SPD hat sich große Verdienste erworben durch ihren Einsatz für die Arbeiterschaft im Nachkriegsdeutschland, viele erhöhten ihren sozialen Status durch die dann mögliche Bildung. Heute sind wir so weit, dass in der relevanten Gruppe der 20-30jährigen ein riesiger Bodensatz nicht mal einigermaßen (!) korrekt lesen, schreiben und rechnen (Addition, Multiplikation, Prozentrechnung) kann und Bildung tatsächlich mit voller Inbrunst ablehnt, anstatt nur - wie früher - unverschuldet keinen Zugang zu ihr zu haben.
Im Moment ist D sicher noch ein toller Ort zum leben, nur denke ich eben, dass sich das in 20-30 Jahren deutlich verändert hat.
Und Itchy:Um zu behaupten es hätte sich in den letzten 20-30 Jahren nichts deutlich geändert, muss man ja fast blind sein.- fortschreitender Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft- Abgang von vielen Firmen ins Ausland- Schönen der dadurch gestiegenen Arbeitslosigkeit, indem man immer mehr Arbeitslose aus der Statistik herausrechnet (1-€-Jobber, Umschulungsteilnehmer, etc. pp.)um nur Beispiel zu nennen.
Thread-Hijack:Die SPD hat sich große Verdienste erworben durch ihren Einsatz für die Arbeiterschaft im Nachkriegsdeutschland, viele erhöhten ihren sozialen Status durch die dann mögliche Bildung. Heute sind wir so weit, dass in der relevanten Gruppe der 20-30jährigen ein riesiger Bodensatz nicht mal einigermaßen (!) korrekt lesen, schreiben und rechnen (Addition, Multiplikation, Prozentrechnung) kann und Bildung tatsächlich mit voller Inbrunst ablehnt, anstatt nur - wie früher - unverschuldet keinen Zugang zu ihr zu haben.Auch wenn ich von Westerwelle überhaupt nichts halte, trifft er mit der "spätrömischen Dekadenz" schon tendenziell meine Einschätzung: man ist noch oben, aber auf dem Weg nach unten. Ein zu großer Prozentsatz der Bevölkerung hat keine Werte und Ziele mehr, keiner schaut mehr auf, jeder schaut nur noch herab. Die Politik ist bis in den letzten Winkel verfilzt mit bürokratischer Korruption, welche durch die zusätzliche EU-Komplexität noch verschärft wurde. Die demokratischen Wahlen sind nur noch ein Pendeln zwischen austauschbaren Machtorganisationen, die der Bevölkerung nach dem Mund reden und hintenrum machen,was sie wollen. (wie leider viele der modernen Demokratien) Klar: in Relation geht es uns definitiv noch sehr, sehr gut! Aber eben noch.
Zitat von: Baumstumpf am 23. Februar 2011, 14:47:15 das lohnniveau sinkt in deutschland immer weiter.Es sind Zahlen, die das behaupten. Zahlen, deren Erhebungen fraglich sind.
das lohnniveau sinkt in deutschland immer weiter.
Zitat von: Baumstumpf am 23. Februar 2011, 14:47:15verbrochen hat es die SPD, die vor ein paar jahren den niedriglohnsektor ausgebaute. der spd ist ja erst der boom der zeitarbeitsfirmen zu verdanken und damit das zunehmende gehaltsgefälle. Der Niedriglohnsektor ist der Grund dafür, weshalb Deutschland die Krise auch nicht-schöngerechnet am Besten überstanden hat. Von Unternehmen an Niederqualifizierte zahlbare Gehälter hängen von deren Produktivität ab. Der Markt macht nur, was sich lohnt. Natürlich ist das in der Praxis komplexer, aber die Kausalität "geringe Gehälter -> mehr Arbeitsplätze" stimmt für den Bereich der Niedrigqualifzierten durchaus, sofern es keine Absprachen zwischen den Unternehmen oder Monopolisten gibt.
verbrochen hat es die SPD, die vor ein paar jahren den niedriglohnsektor ausgebaute. der spd ist ja erst der boom der zeitarbeitsfirmen zu verdanken und damit das zunehmende gehaltsgefälle.
Zitat von: Baumstumpf am 23. Februar 2011, 14:47:15mittlerweile bekommen die geringverdiener hierzulande so extrem wenig, das sie vom staat mit zuzahlungen subventioniert werden müssen, um mit dem kläglichen gehalt über die runden zu kommen. Ich glaube eher, sie müssen subventioniert werden, weil Hartz IV dafür sorgt, dass sich die Arbeit bei marktwirtschaftlichen Gehältern für niemanden lohnen würde. Das ist ein übles Problem, eine nach oben hin abfallende Subventionierung eine der vielen Möglichkeiten, es zu dämpfen.
mittlerweile bekommen die geringverdiener hierzulande so extrem wenig, das sie vom staat mit zuzahlungen subventioniert werden müssen, um mit dem kläglichen gehalt über die runden zu kommen.
Ich werfe mal einen Satz in diese Diskussion:"Uns geht es nicht schlecht, nur die Ansprüche sind zu hoch."Denkt mal einfach in Ruhe darüber nach was inzwischen so als "üblich" gilt bei "einfachen" Arbeitnehmern an Auto, Wohnraum, Urlaubsreisen, Ausstattung, Elektronik usw.
Jetzt komm erstmal wieder runter. Versuch doch einfach, nicht gleich wütend zu werden, sondern nachzuvollziehen, warum ich eine andere Meinung haben könnte.
Zitat von: Baumstumpf am 23. Februar 2011, 19:08:16allein schon das du dich hier über die definition von "existenzminimum" unterhalten willst, zeigt schon wie abartig deine position ist. vielleicht solltest du dich mal etwas über das humanistische prinzip informieren, auf dem unsere gesellschaft aufgebaut ist. und wenn du es dann immer noch nciht verstanden hast, kannst du dich ja mal mit bürgern der mittelklasse in südafrika darüber unterhalten, warum sie ihre wohnungen und häuser mit dicken stahlgittern sichern müssen, damit sie nicht im schlaf von den armen erschlagen werden.Du zielst völlig in die falsche Richtung. Weshalb schreibe ich eigentlich ausdrücklich, dass ich nicht der Meinung bin, man solle die Transferleistungen hart kürzen? Unser Land hat die sozialpolitische Entscheidung getroffen, eine soziale Marktwirtschaft zu sein, und den Wohlstand zu verteilen. Das ist eines von mehreren möglichen Systemen, das mir ebenfalls am sympathischsten ist. Daher gar kein Grund, mich deshalb anzumachen. Aber die Menschen sollten auch realisieren, dass - wie erwähnt - dieser Wohlstand verteilt wird/wurde und sie nicht fürchterlich arme Würstchen sind, die den Mittelständlern durch die Stahlgitter einbrechen müssen. Von der Politik wird den Menschen eingeredet, wie schlecht es ihnen geht, damit man selbst noch eine Daseinsberechtigung hat: das Schlimme und Schlechte besser machen. Die Menschen sehen sich nur in Relation zu inländischen Nachbarn und glauben es. Menschen spüren allgemein keine Absolutwerte, nur Relativwerte.
allein schon das du dich hier über die definition von "existenzminimum" unterhalten willst, zeigt schon wie abartig deine position ist. vielleicht solltest du dich mal etwas über das humanistische prinzip informieren, auf dem unsere gesellschaft aufgebaut ist. und wenn du es dann immer noch nciht verstanden hast, kannst du dich ja mal mit bürgern der mittelklasse in südafrika darüber unterhalten, warum sie ihre wohnungen und häuser mit dicken stahlgittern sichern müssen, damit sie nicht im schlaf von den armen erschlagen werden.
edit:Aber sag doch mal, was wäre deine Lösung für die Lücke zwischen H4 und Niedriglohnsektor? Unternehmen zahlen einfach 50% mehr, richtig?
Man kommt aber nicht umhin, das Argument umzudrehen: da du so vehement diesen "Mißstand" anprangerst, profitierst du vielleicht selbst von Hartz IV?
Zitat von: Baumstumpf am 23. Februar 2011, 19:39:02sie gehen aber immer mehr in die richtung dieser art der armut und alle die sich darüber chauffieren, das es den hatz4'lern (ja, damit sind auch subventionierte arbeitnehmer mit gemeint) noch viel zu gut geht, die sollten sich mal die zustände in ländern anschauen, wo das nicht so gehandhabt wird. die revolte in ägypten kam nämlich nicht nur durch mangelnde freiheitsrechte, sondern zualler erst weil die leute in armut leben müssen und sich die steigenden lebensmittelpreise nicht mehr leisten können. da gibt es kein soziales netz das dies auffängt. Warum gehen sie immer mehr in diese Richtung "Armut"? Die Transferleistungen pro Kopf sind verglichen mit dem BIP pro Kopf stetig gestiegen. In den USA wird es beispielsweise nicht so gehandhabt, und dieses Land ist das Aushängeschild westlichen Konsums.
sie gehen aber immer mehr in die richtung dieser art der armut und alle die sich darüber chauffieren, das es den hatz4'lern (ja, damit sind auch subventionierte arbeitnehmer mit gemeint) noch viel zu gut geht, die sollten sich mal die zustände in ländern anschauen, wo das nicht so gehandhabt wird. die revolte in ägypten kam nämlich nicht nur durch mangelnde freiheitsrechte, sondern zualler erst weil die leute in armut leben müssen und sich die steigenden lebensmittelpreise nicht mehr leisten können. da gibt es kein soziales netz das dies auffängt.
Zitat von: Baumstumpf am 23. Februar 2011, 19:39:02die frage zeigt doch schon, wie wenig du die situation verstehst. ein kleines beispiel: die schröder-mafia hatte damals die zeitarbeitsfirmen massiv gefördert und so den ausbau des niedriglohnsektors voran getrieben. nun werden - im gegenteil zu früher - extrem viele arbeitsplätze nicht mehr direkt ausgeschrieben, sondern nur über zeitarbeitsfirmen vergeben. die kassieren nun 1/3 des gehalts, das der arbeitnehmer früher mit exakt der gleichen tätigkeit verdienen konnte. und wofür? damit die firmen auf diese art den kündigunsschutz umgehen können - weniger gehalt, weniger rechte und weniger sicherheit für arbeitnehmer, um den gewinn noch weiter zu steigern. Zunächst: Soweit ich weiss, gibt es auf der Welt keine stärkeren Gesetze zum Kündigungsschutz als in Deutschland (lasse mich aber gern korrigieren). Zeitarbeitsfirmen setzen an der Schnittstelle an und eliminieren die Kosten durch den Kündigungsschutz für eine Gebühr, das ist aber nicht ihre einzige Funktion! Sie sorgen für eine höhere Mobilität von Arbeitskraft, was prinzipiell nichts schlechtes ist.
die frage zeigt doch schon, wie wenig du die situation verstehst. ein kleines beispiel: die schröder-mafia hatte damals die zeitarbeitsfirmen massiv gefördert und so den ausbau des niedriglohnsektors voran getrieben. nun werden - im gegenteil zu früher - extrem viele arbeitsplätze nicht mehr direkt ausgeschrieben, sondern nur über zeitarbeitsfirmen vergeben. die kassieren nun 1/3 des gehalts, das der arbeitnehmer früher mit exakt der gleichen tätigkeit verdienen konnte. und wofür? damit die firmen auf diese art den kündigunsschutz umgehen können - weniger gehalt, weniger rechte und weniger sicherheit für arbeitnehmer, um den gewinn noch weiter zu steigern.
Deine Kritik bezieht sich darauf, dass die Arbeitnehmer bei Zeitarbeitsfirmen wesentlich weniger verdienen. Ein Unternehmen kann abschätzen/kalkulieren, wieviel sie der Kündigungsschutz "kostet". Möchte man also die "Versicherung" Kündigungsschutz genießen, muss man mit einem niedrigeren Lohn leben, als wenn man ohne diesen Schutz arbeitet. Es macht daher rein marktwirtschaftlich keinen Sinn, dass Arbeitnehmer zu einer gering zahlenden Zeitarbeitsfirma gehen - warum machen sie nicht einfach mit dem Unternehmen ein Gehalt aus, bei dem sich auch die Einstellung mit Kündigungsschutz noch lohnt? Meine Vermutung: Tarifverträge.
In der Krise ist das freilich etwas anders. Da kommt die Risikoabteilung und erzählt, die Kosten für Festanstellungen mit Kündigungsschutz könnten potentiell explodieren, falls weitere Schläge auf die Konjunktur zukommen. Bleiben die Löhne dann gleich, werden Zeitarbeitsfirmen für die Unternehmen immer attraktiver.Ein funktionierender Markt (ohne Absprachen und Monopolisten) hat Handelspartner, die sich frei entscheiden können und das für sich Sinnvollste wählen, sodass jeder gewinnt. Die Aufgabe der Politik ist es, das unter Berücksichtigung der sozialen Prämissen sicherzustellen. Gewiss nicht leicht.
Zitatnein. ich hatte nur lange zeit mit den auswirkungen des ausbaus des niedriglohnsektors zu kämpfen und immer noch schaue ich ziemlich angewidert auf das, was dort veranstaltet wird. ich kenne auch mehrere leute die davon betroffen sind.Die "betroffenen" Bekannten von mir haben, wenn man alle direkten und indirekten Sozialausgleiche berücksichtigt, beileibe keinen schlechten Netto-Stundenlohn.
nein. ich hatte nur lange zeit mit den auswirkungen des ausbaus des niedriglohnsektors zu kämpfen und immer noch schaue ich ziemlich angewidert auf das, was dort veranstaltet wird. ich kenne auch mehrere leute die davon betroffen sind.
Deutschland ist momentan noch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ein jeder kann sich hier auf zweitem, dritten bis achten Bildungsweg neben einer 35h-Aushilfstätigkeit mit gutem Lebensstandard nach oben arbeiten. Du auch. Macht nur kaum einer, weil lieber gejammert wird.
Autsch....Als erstes bitte ich euch noch einmal einen Blick auf den Threadtitel zu werfen und dann darauf wo ihr am Ende gelandet seid.Das ihr es schafft von Karl Theodor Xerox zu Guttenberg in eine HIV Debatte abzugleiten ist ein Zeichen dafür das man momentan doch was "richtig" gemacht hat und auch einer der Gründe warum ehr wahrscheinlich fast ungeschoren davon kommen wird. Die Hartz Gesetzgebung (http://de.wikipedia.org/wiki/Hartz-Konzept) ist zu Zeiten von Schröder entstanden und auch die Änderungen am Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitnehmer%C3%BCberlassungsgesetz) der SPD zu verdanken.Beide Änderungen zusammen tragen einen nicht unerheblichen Anteil an der derzeitigen Situation.Durch die Kombination aus zeitlich unbegrenzter Sklavenarbeit Arbeitnehmerüberlassung zu niedrigeren Löhnen und die Tatsache das vermehrt zeitlich begrenzte Verträge geschlossen werden haben zur Erosion der niedrigeren und mittleren Einkommen beigetragen.Das HIV jetzt auf dem Niveau der "Billiglöhne" liegt ist also nicht zwangsläufig ein Zeichen dafür das es zuviel ist sondern ein Zeichen dafür das die niedrigen Lohngruppen einfach nur scheisse bezahlt werden. Das stellenweise 40h und mehr gearbeitet wird und man dann noch aufstocken muss ist einfach nur eine Schande für die deutsche Wirtschaft... Aber man will ja jetzt Mindestlöhne einführen weil ab Mai 2011 die Arbeitnehmer aus div östlichen Ländern Europas auf den Markt drängen und man Angst hat das einem dann komplett die Felle davon schwimmen. Vorher war sowas ja nicht notwendig In den USA fällt man nach einiger Zeit aus dem Arbeitslosengeld, dann hat man noch immer Recht auf Foodstamps das noch weniger als HIV ist und wofür die Anforderungen noch härter sind, das ist ein echter Wachstumsmarkt (http://www.fns.usda.gov/pd/SNAPsummary.htm).Ohne das würde es wahrscheinlich nicht sehr lange dauern und man hätte "Afrikanische Verhältnisse".Aber streitet euch nur ruhig weiter.... Gutti und Mutti lachen derweil über den Michel der sich so wunderbar ablenken läßt.
Wer mehr konsumieren will als andere, hat gefällst auch mehr Werte zu erschaffen. Und das funktioniert durch gute Ideen, harte Arbeit und Entbehrungen.
Wir reden hier von Leuten, die sich hocharbeiten wollen.