Deutsche kritisieren lieber die USA als andere

[Baumstumpf]

http://debatte.welt.de/kommentare/30956/das+beredte+schweigen+ueber+den+horror+im+iran

[Accipiter]

Gleichzeitig läuft es aber auch andersrum: Wenn ich in einem Nationalitätengemisch unterwegs bin ist Amerika-Bashing einfach ein sicheres Thema für Small-Talk, so lange her das ich mir irgendwas über Hitler, Holocaust oder sonstwas aus der Richtung anhören musste, Amerikaner sind die neuen Nazis, wie bei nem geschichtlichen Staffellauf.

[Baumstumpf]

äh, ja... und was meinst du was meinst du damit das es auch andersrum läuft? das ist doch das worum es geht.

[Accipiter]

Undeutlich ausgedrückt: Nicht nur "wir" fokussieren uns auf Amerika als Feindbild, sondern ich seh das durchaus als einen allgemeinen "Trend", der nicht nur Kritik an der Politik anderer Länder schluckt, sondern eben auch Ansprachen auf unsere eigenen, alten Weltmachtsträume.

[Cavon]

Thank God we finally had us a war
It's what Neocons have been hankering for
Rivers of gore we can wave the flag o'er

Flaunting our Superpower status
Wringing our hands saying, "Why do they hate us?"
...

Roy Zimmerman: Saddam Shame

[Zidahya]

Ich vermute mal das die fehlende Empörung auch etwas damit zu tun hat wie die Leute das Land sehen (also den Iran). Die Amis behaupten ja immer sie wären die Spitze der Ersten Welt, die Krönung der Zivilisation, bla... na ja da kann man dann schon mal gerne mit dem Finger zeigen wenn die ach so zivilisierten Leutchen anfangen die Todesstrafe zu vollziehen die ja vom Rest der "zivilisierten" Welt fast vollständig abgelehnt wird.

Aber erwarten wir das vom Iran? Da wissen wir doch das wir es mit einem [Zitat] faschistoiden Regime[Zitat  ende] zu tun haben. Die erfüllen also nur unsere Erwartungen wenn sie Regierungskritische Subjekte hinrichten. Ich persönlich wäre sogar enttäuscht wenn es mal eine Theokratie gebe die ihren Wahn nicht mit  Gewalt durchdrücken muss. Ich meine das Thema war nicht mal im Radio oder in den Zeitungen (nicht das ich wüsste), daran kann man doch schon gut sehen das die Massenmedien dem keine Bedeutung beimessen (obwohl es ja um Kollegen ging).

Von unseren Politikern und diversen Verbänden (die sich ja immerhin Aktionismus verschrieben haben) erwarte ich dann aber schon eine angemessene Reaktion.

Fazit: "Was gibt es Neues in der Welt?" - "Der Iran richtet Menschen hin!" - "Okay, aber was gibt es NEUES in der Welt?"

[Skeltem]

Ich persönlich wäre sogar enttäuscht wenn es mal eine Theokratie gebe die ihren Wahn nicht mit  Gewalt durchdrücken muss.

 *hust* Tibet *hust*

[Zidahya]

Die sind doch von den Chinesen anektiert oder nicht?

[Vernatiger]

Anektiert ist noch nett ausgedrückt. China hat Tibet mit Militärgewalt besetzt. Und Tibet ist nicht so klein wie manche es sich vielleicht vorstellen.

[Skeltem]

Bevor die Chinesen es annektiert haben, war Tibet eine Theokratie. Der Dalai Lama war das offizielle Staatsoberhaupt, wie Chatami das vom Iran ist. Allerdings waren im Gegensatz zum Iran fast alle Ämter ausschließlich von Geistlichen, also Lamas, besetzt.

Während des 19. Jahrhunderts lebten die Menschen in einem feudalen System unter den Lamas. Die großen Klöster besaßen den Hauptanteil des Landes und monopolisierten das Bildungssystem sowie die meisten wirtschaftlichen Aktivitäten und zogen Abgaben ein. Ein Handel mit dem Ausland gab es bis auf ein paar Ausnahmen mit Indien, Turkestan und China nicht. Der Dalai Lama wurde als das Oberhaupt angesehen, aber sein Einfluss schwankte mit seinen persönlichen Fähigkeiten. Durch das System der Reinkarnation gab es lange Phasen, in denen der Dalai Lama zu jung war, um sein Amt auszuführen. In dieser Zeit wurde der Panchen Lama als effektive Führung des Landes angesehen.

 Im 20. Jahrhundert ging es dann hin her, was hauptsächlich vom Zustand Chinas abhing. Aber letztendlich war Tibet bis zur Okkupation eine Theokratie.
 Aber eigentlich wollte ich ja nichts mehr in diese Art von Diskussionen schreiben. Sorry.

[Lasazarr]

Wobei es, lt. eines Spiegelartikels über den Dalai Lama letztens, damals in Tibet auch nicht alles so Friede, Freude, Eierkuchen gewesen sein soll, sondern das es auch zu Unterdrückung etc. kam.

[Zidahya]

Okay Tibet ist da ein guter Gegensatz, wobei der Buddhismus ja auch keine "normale" Religion ist und es dürfte dem Regime schwerfallen dem Volk mit der Todesstrafe zu drohen, wenn der ganze Sandkasten an Reinkarnation glaubt. -.-

[Baumstumpf]

ich glaub die chinesen haben offiziellen protest eingelegt das der dalai lama in hamburg empfangen wurde und haben ein einreiseverbot nach deutschland für ihn gefordert ^^

[ALLESKoeNNER]

ich glaub die chinesen haben offiziellen protest eingelegt das der dalai lama in hamburg empfangen wurde und haben ein einreiseverbot nach deutschland für ihn gefordert ^^

Die chinesischen Politiker haben alle einen an der Klatsche und in diesem Fall bin ich sogar mal einer Meinung mit den sonst oft so unlogisch handelden Bewohnern auf der anderen Seite des Atlatik ! China bekommt wirtschaftlich doch vom Großteil der Firmen weltweit eh schon alles in den A.... geschoben und wächst (und gedeiht??)!  Da wäre ein Boykott wirklich mal ein Gutes Zeichen an die dortigen Politiker, ihre Prinzipien was Menschenrechte angeht aus dem Mittelalter ENDLICH in die Neuzeit zu konvertieren.
Ob es groß genug wäre, um was Echtes zu verändern, darf bezweifelt werden.

[Baumstumpf]

niemand wird china boykottieren. dafür verdienen alle zu gut an deren aufschwung.