Trident

Games => Diverses => Thema gestartet von: tombs am 06. September 2011, 17:57:42

Titel: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: tombs am 06. September 2011, 17:57:42
http://www.spiegel.de/netzwelt/games/0,1518,784531,00.html (http://www.spiegel.de/netzwelt/games/0,1518,784531,00.html)
Quelle Spon

Zitat
Ich habe mein Handwerk - das Testen von Computerspielen - auf sehr gründliche Weise gelernt. Mein erster Chefredakteur reichte mir meine Texte gewöhnlich mit einer Reihe von Fragen zurück, die mit rotem Stift an den Rand des Blattes gesetzt waren: Wie funktioniert das Erfahrungssystem? Welche Fahrzeuge besitzt die dritte Kriegspartei? Wie verhält sich der Computergegner auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad?

Wer fair über Spiele urteilen will, so lernte ich, der muss ihre Funktionsweise gewissenhaft ausleuchten. Ich war ein guter Schüler. Als ich später selbst junge Redakteure anleitete, habe ich diese Akribie an sie weitergegeben. Das ist etwas, das ich jetzt, im fortgeschrittenen Alter von 34 Jahren, bereue.

Wir haben das Falsche gelernt.

Videospiele sind auf den Weg in die Mitte der Gesellschaft. Gleichzeitig befindet sich der Fachjournalismus, die professionelle Kritik dieser Spiele, auf dem umgekehrten Pfad. Er bewegt sich aus der Mitte der Gesellschaft an ihren Rand....
restlicher Artikel im Link zu finden
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Baumstumpf am 06. September 2011, 18:00:39
Zitat
im fortgeschrittenen Alter von 34 Jahren

du arschloch!  :tombs:
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Ska-Ska am 06. September 2011, 18:11:49
Gebe ihm vollkommen Recht. Wenn Videospielmedien die Spiele schon nicht als Kulturgut behandeln und beleuchten, wer dann? Eine löbliche Ausnahme bildet für mich http://killscreendaily.com/ - die tatsächlich erfrischend anders über Spiele berichten.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Hurz am 06. September 2011, 18:12:41
Der gute Christian hat ja gar nicht so unrecht, nur ist die Erkenntnis die er da als seinen Geistesblitz verkauft gut und gerne 10 Jahre alt . Und er selber war Teil der Chefredaktion des führenden deutschen Magazins, dass seit 2002 massiv sinkende Auflagenzahlen hat (und nicht nur 20% ... 2002 hatte die Gamestar noch eine Auflage von 360.000 - heute sind es 120.000) und nur noch Trainees und Praktikanten eingestellt hat als Ersatz für "vollwertige" Redakteure. Und ganz unschuldig an diversen Wertungs/Test/Bericht-Katastrophen der Gamestar (Gothic 3 anyone?) ist er ja auch nicht ... von dem WoW/Blizzard gehype mal abgesehen (streckenweise konnte man glauben, die Gamestar sei die Unternehmenszeitung von Blizzard). Dass er nun bei SPON gelandet ist verwundert mich nicht wirklich - hätte aber auch Computerbild Spiele sein können.


Edit: In einem Forum in dem sich fast nur Spiele-Journalisten rumtreiben wird gerade heftig über den Artikel gestritten ... dagegen sind die durchschnittlichen 4chan Diskussionen harmlos.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Baumstumpf am 06. September 2011, 18:16:36
läßt sich da ein wenig neid vernehmen?  :mrgreen:
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Neranja am 06. September 2011, 18:25:26
Nachdem mich die englische Edge für den deutschen Spiele-"Journalismus" (als ob) unempfänglich gemacht hat muss ich leider zugeben: Ich würde derzeit keine Träne vergießen wenn über Nacht alle Spielezeitschriften aus Deutschland eingehen würden. Genauso übrigens mit den meisten Gaming-Portalen.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: abye am 06. September 2011, 18:37:33
Man sollte es auch nicht auf die Spitze treiben. Wenn Adidas einen neuen Turnierfußball rausbringt dann redet man auch nicht endlos darüber wie seine Musterung die Mentalität des Austragungsortes wiederspiegelt.

Es gibt Fakten und Meinungen, Fakten kann man als solche nicht angreifen, höchstens die Meinungen die sich daraus ableiten. Ich habe das Gefühl heutzutage haben die Leute verlernt zwischen diesen zu differenzieren.

Als Beispiel wurde Deus Ex: HR genannt, das Spiel ist *deutlich* besser als die Summe seiner Teile, aber es ist ein Spiel muss als solches Spass machen. 3/4 des Reviews mit Interpretationen über die Meinungen zu Transhumanismus zu füllen ist doch auch Käse. Ein großteil der Spieler heutzutage spielt ein Spiel nichtmal durch, die gleiche Clientel wird sich auch nicht wirklich für die Story interessieren.

[ramble on]
Gerade als eine Person die Teil 1 gespielt hat und gerne in TVTropes.org wühlt kam die Story mir sehr bekannt vor. Oh, Neurochip-Upgrade für Lau damit die Fehlerchen weggehen, vorher war ich noch beim Hersteller und hab in deren Terminals gesehen das die Technologie verbauen die sie selbst noch nicht gesehen hatten -> klassiche Schmuck Bait, und ich hatte es auch richtig erkannt. Content-Erzeugung frisst heutzutage deutlich mehr Mannstunden und deswegen sind die alternativen Pfade meistens hinter einer Kiste eine Ecke weiter und um die Hauptstoryline nicht zu sehr zu verzweigen kommen dann die Bossbattles wo man den Gegner besiegen *MUSS*. Bei Deus Ex gab es selbst bei den Bossbattles mehrere Möglichkeiten.

Vielleicht kommt der vergleich zu Teil 1 so oft auf weil es halt Bahnbrechend war und Teil 2 so eine herbe Abkehr von allem was Teil 1 besonders gemacht hat.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Ska-Ska am 06. September 2011, 18:49:45
Man sollte es auch nicht auf die Spitze treiben. Wenn Adidas einen neuen Turnierfußball rausbringt dann redet man auch nicht endlos darüber wie seine Musterung die Mentalität des Austragungsortes wiederspiegelt.

Das ist natürlich übertrieben, aber ein wenig mehr Abstraktion würde den Texten sehr gut tun. Es ist ja auch ziemlich egal, mit welcher Gitarre Künstler X auf seinem neuen Album spielt, oder welche Einstellungen bei Film Y verwendet werden. Viel interessanter ist bspw. die gesellschaftliche oder künstlerisch-ästhetische Relevanz und die Aussagen, die man erhält, wenn man vom eigentlichen Werk abstrahiert. Würde man Videospiele genauso behandeln, wie Fachzeitschriften es mit Alben, Filme, Theaterstücke, Bücher etc. tun, dann wäre viel dafür getan, sie auch als wichtiges Kulturgut darzustellen, was sie voll und ganz sind.
Und ja, ich gehe jetzt weiter mit Blümchen im Haar auf der schönen Wiese spielen   :wink1:
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Hurz am 06. September 2011, 19:00:45
Edge

Ist aber auch nicht das Gelbe vom Ei ... kommt auf den persönlichen Geschmack an und ob man einen Schreiber findet, der einem ähnlich ist von den Vorlieben.

Etwas was in dem SPON Artikel vergessen wird ist die Tatsache, dass Spiele zu einem mehr oder weniger großen Teil ein Stück Technik sind. Darüber kann man nur "technisch" Berichten als "Fachmagazin" und das ist ja auch gewollt. Wenn ich mich über Autos informiere will ich auch Fakten und (nicht nur) eine blumenreiche vergleichende Ode an die Formen der Heckleuchten.

Viel interessanter ist bspw. die gesellschaftliche oder künstlerisch-ästhetische Relevanz und die Aussagen, die man erhält, wenn man vom eigentlichen Werk abstrahiert. Würde man Videospiele genauso behandeln, wie Fachzeitschriften es mit Alben, Filme, Theaterstücke, Bücher etc. tun, dann wäre viel dafür getan, sie auch als wichtiges Kulturgut darzustellen, was sie voll und ganz sind.

Bei aller Liebe zu Spielen, aber die "Aussage" und "Komposition" der meisten Spiele ist doch eher simpel bis harmlos oder meist gar nicht vorhanden. Auch beim Beispiel Deus Ex findet keine wirkliche Auseinandersetzung mit der Thematik "Verbesserungen am Menschen" statt, denn dieser Konflikt ist rein Basis für eine Kette von Aufgaben die der Spieler zu lösen hat und zu dessen Motivation eine mehr oder weniger spannende Geschichte erzählt wird. Dazu ist ein Spiel eben viel zu sehr Spiel und kein Film. Das geschieht automatisch durch die Interaktivität (die ja ein Spiel zum Spiel macht und vom Film unterscheidet), denn das will man ja bei einem Spiel haben und nicht eine (einen selber passiv bleibende) Diskussion über einen moralisch/ethischen Themenkomplex - es gibt sicher ein paar wenige Ausnahmen, aber die Masse an Spielen (vor allem die AAA Titel) haben wirklich eine künstlerische Aussagekraft eines Taschentuchs.

Man muss auch die Kirche im Dorf lassen, denn Spiele wollen (in der absoluten Mehrheit) unterhalten, ablenken und Spaß bieten. Das unterscheidet sie von vielen Filmen, Büchern oder Musikstücken, bei denen der Schaffende eine andere Intention hat (Gesellschaft kritisieren, etc.).
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Ska-Ska am 06. September 2011, 19:08:45
Dass so ziemlich alle Spiele fast vollständig auf Unterhaltung ausgerichtet sind ist klar und Unterhaltung ist die Grundvorraussetzung. Aber es gibt doch Spiele, bei denen gesellschaftsrelevante und/oder künstlerische Aspekte zumindest existieren. Natürlich sind solche Aspekte primär in anderen Medien, wie der Musik oder dem Film, enthalten, aber auch bei denen geht es doch letztendlich (fast) immer primär um Unterhaltung.

Edit: Ich rede hier ja gar nicht von "hoher Kunst", sondern von Populärkultur.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: EdHunter am 06. September 2011, 19:19:58
Man muss auch die Kirche im Dorf lassen, denn Spiele wollen (in der absoluten Mehrheit) unterhalten, ablenken und Spaß bieten. Das unterscheidet sie von vielen Filmen, Büchern oder Musikstücken, bei denen der Schaffende eine andere Intention hat (Gesellschaft kritisieren, etc.).

Seh ich auch eher wie Ska. Dazu muss man immer noch sagen, dass Games noch immer relativ jung sind. Das wird sich weiter entwickeln und genauso wie Filme auch "ernstere" Themen beleuchten.

Und wenn Dir bei DXHR eine "wirkliche Auseinandersetzung mit der Thematik fehlt", dann kann man das ja auch so schreiben. Dann ist eben der Autor des Reviews der Meinung, dass ihm das nicht anspruchsvoll genug ist oder whatever. Aber meistens wird das ja gar nicht aufgegriffen.

Auf der anderen Seite hat man natürlich Sachen, wie (wenn ich gerade mal in mein Steam schaue) Beat Hazard, Magicka, Team Fortress 2... ich meine, da muss man nicht über dramatische Gesellschaftskritik reden - das ist Blödsinn, der Spaß macht. Ende.


@Topic:
Guter Artikel, kann man nichts sagen. Er nimmt sich übrigens selbst nicht von seiner Kritik aus.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Hurz am 06. September 2011, 19:38:15
Dass so ziemlich alle Spiele fast vollständig auf Unterhaltung ausgerichtet sind ist klar und ist die Grundvorraussetzung. Aber es gibt doch Spiele, bei denen gesellschaftsrelevante und/oder künstlerische Aspekte zumindest existieren. Natürlich sind solche Aspekte primär in anderen Medien, wie der Musik oder dem Film, enthalten, aber auch bei denen geht es doch letztendlich (fast) immer primär um Unterhaltung.

Natürlich haben viele Filme keine wirkliche Aussage - oder wo steckt ernsthaft betrachtet die große gesellschaftskritische Aussage bei Herr der Ringe, Conan, Transformers, Braindead oder Scream - um einfach ein paar Filme zu nennen? Selbstredend sind das reine Werke zur Unterhaltung und das machen sie (je nach Geschmack) auch sicher gut, aber daneben gibt es eine Unzahl von Werken die auf verschiedene Art und Weise Themen aufgreifen und kritisch beleuchten, Zustände kritisieren usw. Das war aber auch dann der Wille der Leute die den Film gemacht haben und auch wenn die auch unterhalten wollen, so tun sie das mit einer anderen Absicht und eben "auch" und nicht "nur".

Bei der absoluten Mehrzahl der Spiele geht es rein um Unterhaltung und es wird noch nicht mal ein Versuch unternommen irgendein relevantes Thema ernsthaft zu thematisieren. Nehmen wir doch einfach mal die Spiele die wir in den letzten Wochen hier im Forum erwähnt haben - bis auf Deus Ex fällt mir kein Spiel ein, welches auch nur einen leisen Ansatz von dem hätte, was man "ernsthaft" bezeichnen könnte.

Dazu muss man immer noch sagen, dass Games noch immer relativ jung sind. Das wird sich weiter entwickeln und genauso wie Filme auch "ernstere" Themen beleuchten.

Spiele gibt es schon seit gut 25 Jahren und wenn man die Geschwindigkeit der technischen Entwicklung nimmt und dann vergleicht was bei Filmen im vergleichbaren Zeitraum nach ihrer Erfindung schon an ernsthaften (und dennoch unterhaltsamen) Werken gab ... dann hinken die Spiele deutlich hinterher.

Ich glaube, dass Spiele dazu auch nur bedingt geeignet sind ein Thema in einer Art und Weise zu behandeln wie es ein Film oder Buch tut. Die Erwartung des Spielers an das Medium ist ja eine andere als bei jemanden der sich einen Film ansieht. Beide wollen zwar (auch) unterhalten werden, aber während der Spieler aktiv teilnehmen will, sitzt der Zuschauer passiv da und nimmt das präsentierte auf. Natürlich bieten Spiele dafür die Möglichkeit den Spieler in die Handlung und damit in das Thema hineinzuziehen und vor Entscheidungen zu stellen, allerdings muss man zugeben, dass bisher Spiele es sehr selten schaffen ausreichend "Hintergrundwissen" an den Spieler zu vermitteln damit er sich mit seiner Entscheidung auch auf andere Weise als "wo bekomme ich mehr Punkte" oder "wie ist es am einfachsten" beschäftigt. Denn immerhin ist der Antrieb des Spielers weiter zu kommen und das braucht das Spiel ja auch, denn es muss ja motivieren. Damit steht sich ein Spiel immer auch selber im Weg wenn es darum geht ernst zu sein.

Und wenn Dir bei DXHR eine "wirkliche Auseinandersetzung mit der Thematik fehlt", dann kann man das ja auch so schreiben. Dann ist eben der Autor des Reviews der Meinung, dass ihm das nicht anspruchsvoll genug ist oder whatever. Aber meistens wird das ja gar nicht aufgegriffen.

Das ist etwas, dass man durchaus kritisieren darf und wo Christian Schmidt auch richtig liegt (wobei wie gesagt der Gedanke nicht neu ist): Spieletests sind meistens zu technisch. Zu einem gewissen Teil müssen Sie es aber auch sein, denn das ist ein wichtiger Bestandteil des Spiels - mehr als bei einem Film, Musikstück oder Buch.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Neranja am 06. September 2011, 19:51:07
Ist aber auch nicht das Gelbe vom Ei ... kommt auf den persönlichen Geschmack an und ob man einen Schreiber findet, der einem ähnlich ist von den Vorlieben.

In der gesamten Edge findet sich (abgesehen von den Kolumnen der Gastautoren aus der Industrie) kein einziger Autorenname - stehen natürlich im Impressum, aber eben nicht am Artikel.

Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Neranja am 06. September 2011, 20:03:31
oder wo steckt ernsthaft betrachtet die große gesellschaftskritische Aussage bei Herr der Ringe, Conan, Transformers, Braindead oder Scream - um einfach ein paar Filme zu nennen?

Es muss nicht immer Gesellschaftskritik sein. Manchmal reicht es auch ein wenig zum Nachdenken anzuregen damit sich die Leute mit ihrer eigenen Umwelt bzw. Wahrnehmung befassen. So was zum Beispiel Scream, wo die Charaktere sich der (teils wirklich blöden) Klischees der Horror-Filme bewußt sind denen sie (scheinbar) ausgesetzt sind. Das hat Scream zum Beispiel einzigartig gemacht - und jetzt haben wir den Salat das so ein Erfolg halt von Hollywood totkopiert wird.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Ska-Ska am 06. September 2011, 20:13:29

Natürlich haben viele Filme keine wirkliche Aussage - oder wo steckt ernsthaft betrachtet die große gesellschaftskritische Aussage bei Herr der Ringe, Conan, Transformers, Braindead oder Scream - um einfach ein paar Filme zu nennen? Selbstredend sind das reine Werke zur Unterhaltung und das machen sie (je nach Geschmack) auch sicher gut, aber daneben gibt es eine Unzahl von Werken die auf verschiedene Art und Weise Themen aufgreifen und kritisch beleuchten, Zustände kritisieren usw. Das war aber auch dann der Wille der Leute die den Film gemacht haben und auch wenn die auch unterhalten wollen, so tun sie das mit einer anderen Absicht und eben "auch" und nicht "nur".

Bei der absoluten Mehrzahl der Spiele geht es rein um Unterhaltung und es wird noch nicht mal ein Versuch unternommen irgendein relevantes Thema ernsthaft zu thematisieren. Nehmen wir doch einfach mal die Spiele die wir in den letzten Wochen hier im Forum erwähnt haben - bis auf Deus Ex fällt mir kein Spiel ein, welches auch nur einen leisen Ansatz von dem hätte, was man "ernsthaft" bezeichnen könnte.

Mir geht es auch nicht nur um diese "ernsthaften", gesellschaftskritischen Aspekte. Scream ist ein ganz gutes Beispiel: Der Film dient ganz klar der Unterhaltung, aber er spielt eben mit Horrorklischees und macht sich über sie lustig. Man kann den Film auch gut finden, ohne das zu wissen, aber man hat eine reichere Erfahrung, wenn man es weiß. Ähnlich ist es mit Shadows Of The Damned, dass sich mit vollkommen abstrusen Items über Gameklischees lustig macht.
Anderes Beispiel: District 9 ist eine ScienceFiction-Dystopie, die sich mit Rassismus etc. beschäftigt, aber im Grunde dramaturgisch nur Hollywoodkost bietet. Deus Ex: HR ist auch primär Unterhaltung mit sehr interessanten Ansätzen (Cyberpunk, moralischem Konflikt, anklingender Bezug zur Renaissance).
Die Hard 4.0 ist purer Actionblockbuster. Aber die Thematik ist ja nicht zufällig gewählt, sondern zeigt die gesellschaftliche Angst vor Terrorismus und der beängstigenden Macht von moderner Technologie. In einem anderen Setting wäre der Film vielleicht nicht so gut angekommen. Mit genau diesen Ängsten spielt DX ja auch.
Es geht also nicht darum hohe Kunst zu produzieren, sondern darum, zu erkennen, dass auch in Videospielen interessante, oft unscheinbare Überlegungen einfließen, die die Spiele unter Umständen interessanter
 machen, als eine bloße technische und auf die Gameplaymechaniken selbst bezogene Kritk es zeigen kann.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: EdHunter am 06. September 2011, 21:00:19
aber daneben gibt es eine Unzahl von Werken die auf verschiedene Art und Weise Themen aufgreifen und kritisch beleuchten, Zustände kritisieren usw. Das war aber auch dann der Wille der Leute die den Film gemacht haben und auch wenn die auch unterhalten wollen, so tun sie das mit einer anderen Absicht und eben "auch" und nicht "nur".
Das sehe ich bei Spielen aber auch. An aktuellen Videospielen würden mir neben DXHR spontan Sachen wie "Harveys Neue Augen" (gerade angefangen - herzererweichend und creepy), Trauma oder auch Bastion einfallen, die ich als "künstlerisch wertvoll" einstufen würde.

Bastion z.B. hat jetzt auch nichts gesellschaftskritisches o.ä., aber es hat eine ganz andere Erzählweise, einen fantastischen Sprecher und erzeugt trotz bunter Graphik eine fast bedrückende Athmosphäre. Oder wenn ich da an Mirror's Edge denke... wie da alleine mit den Farben gespielt wurde, um ein "Flow"-Gefühl beim Durchsprinten eines Levels zu erzeugen und dadurch noch diese sterile Welt erzeugt wurde... das geht für mich wirklich schon in Richtung "Kunst". Sowas kann man ruhig auch mal betrachten - es muss nicht immer eine bestimmte Aussage oder Absicht hinter etwas stehen. Die Umsetzung an sich ist auch schon interessant.

Nur gerade weil Spiele einfach völlig anders funktionieren, gebe ich ihnen da durchaus auch mehr Zeit, sich zu entwickeln. Im Grunde funktionieren Buch und Film nämlich ähnlich: Es wird eine Geschichte erzählt. Der Zuschauer/Leser konsumiert nur. Interaktion fehlt.

Zitat
Das ist etwas, dass man durchaus kritisieren darf und wo Christian Schmidt auch richtig liegt (wobei wie gesagt der Gedanke nicht neu ist): Spieletests sind meistens zu technisch. Zu einem gewissen Teil müssen Sie es aber auch sein, denn das ist ein wichtiger Bestandteil des Spiels - mehr als bei einem Film, Musikstück oder Buch.
Definitiv - das gehört dazu. Beim Film gibt's halt keine Graphikengine...

Ich glaube, das Dumme dabei ist, dass die ganzen Reviews halt doch einfach Meinungen sind, die als Fakt verkauft werden. Deswegen tendiere ich momentan auch so stark zu vg24/7 oder Rockpapershotgun. Da herrscht zwar oft ein eher anarchich-sarkastischer Unterton, aber da bekommt man anstatt Wertungen ehrliche Meinungen - nicht mehr und nicht weniger.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: abye am 06. September 2011, 21:00:46
In der Hinsicht ist diese Diskussionsrunde witzig:

http://www.gametrailers.com/episode/bonusround/508?ch=1_960x540_3500_m31

David Jaffe argumentiert das Story nicht in den Weg von Gameplay kommen darf, da ist er wegen seinem God of War nicht gerade unschuldig.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Hurz am 06. September 2011, 21:05:04
Das Beispiel Scream in Ehren, aber nur weil sich Figuren in einem Film über Horrorfilm Klischees lustig machen ist der Film nicht im Geringsten "nachdenklicher" als anderer Horrorfilme. Er hat nur eine komische Komponente und ist an der Stelle überraschender Weise witzig (und bricht ein wenig aus dem Genre aus). Das gibt es in Computerspielen auch immer wieder und sehe ich jetzt nicht als Zeichen dessen um was es hier geht. Im Gegenteil, das sind Insider-Gags (auch die von Ska-Ska genannten lustigen Items) die einem Nicht-Kenner gar nicht so auffallen und damit eigentlich genau die Gruppe ansprechen, die sich mit Spielen weit intensiver beschäftigt als "die Mitte der Gesellschaft". Also genau die Gruppe die Christian Schmidt als die Zielgruppe beschreibt, auf die aktuelle Tests ausgerichtet sind.

District 9 ist ein gutes Beispiel, denn hier haben die Autoren (wie im Kurzfilm der als Vorarbeit zu Disctric 9 gilt) genau die Intention das Thema in einem unüblicheren Rahmen zu setzen, wenn auch dies dann als Basis für eine gute Unterhaltung dient. Bei Deus Ex wird auch ein ernstes Thema aufgegriffen, aber reflektiert wird hier wenig bis gar nicht. Dazu fehlt auch einfach die Zeit ... damit meine ich dass ein Spieler der spielen will selten gewillt ist sich mit Texte/Sequenzen zu beschäftigen die ausreichend lang genug sind um das Thema wirklich ernsthaft - außer mit ein paar Worten - zu beleuchten.

Die Tatsache, dass ein aktuelles Thema aufgegriffen wird in einem Film, Buch oder auch Spiel kann zwei Gründe haben: 1. das Werk will dazu etwas sagen oder 2. es ist von aktuellem Interesse und daher verkauft es sich gut. Ob das nun im Falle von Die Hard 4.0 gerade die erste Variante war wage ich mal stark zu bezweifeln. Gerade in der Folge von 9/11 finden ein solcher Film auch Anklang (verletzliches Amerika, old school Held rettet den Tag, etc.) und ist daher interessant - aber diese Überlegung machen auch Spielehersteller (warum wohl setzen die kommenden FPS wie BF3, MW3 usw. auf "aktuelle" Szenarien?). Deshalb muss es aber nicht gleich eine "höhere" Intention sein die hier die Triebfeder ist ...


Klar könnten (oder sollten?) Tests soweit möglich auch auf Nebenaspekte eingehen und ich sagte schon, dass Christian Schmidt damit recht hat, dass Tests oft zu technisch sind, aber bei der großen Masse ist da einfach nichts. Wie gesagt, schauen wir uns doch mal die Spiele an die hier im Forum aktuell erwähnt werden:

Deus Ex Human Revolution
World of Tanks
League of Legends
Star Wars: The old Republic
The Secret World
Minecraft

Bis auf Deus Ex ist bei keinem Spiel bei aller Liebe zu Spielen ein Ansatz davon zu finden was man in einem Test intensiver als Intention, "nachdenklich", gesellschaftskritisch oder sonst wie "künstlerisch" besprechen müsste. Ich wünschte mir auch es gäbe mehr Spiele die "ernsthaft" wären - aber wie gesagt ist meiner Meinung nach das Medium dazu (noch?) nicht so ganz geeignet.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: tombs am 07. September 2011, 00:10:59
Das Beispiel Scream in Ehren, aber nur weil sich Figuren in einem Film über Horrorfilm Klischees lustig machen ist der Film nicht im Geringsten "nachdenklicher" als anderer Horrorfilme. Er hat nur eine komische Komponente und ist an der Stelle überraschender Weise witzig (und bricht ein wenig aus dem Genre aus). Das gibt es in Computerspielen auch immer wieder und sehe ich jetzt nicht als Zeichen dessen um was es hier geht. Im Gegenteil, das sind Insider-Gags (auch die von Ska-Ska genannten lustigen Items) die einem Nicht-Kenner gar nicht so auffallen und damit eigentlich genau die Gruppe ansprechen, die sich mit Spielen weit intensiver beschäftigt als "die Mitte der Gesellschaft". ..
so funktioniert übrigens auch klassische malerei. gemälde die "handwerklich" gut gemacht sind und nen ganzen haufen insider"gags" hatten und damit das ganze auf eine weitere ebene hoben.
deus ex war für mich in dem moment kunst, in dem adam sein apartment betritt und die jalousien hochfahren. zum einen ein wirklich gut gemachter moment. zum anderen, in meinem erleben, eine hommage an blade runner. wenn sie mehr solcher momente drin gehabt hätten, wäre es wirklich große kunst in diesem bereich gewesen.
und das ist halt das tolle an spielen, sie können musikalisch, poetisch oder prosaisch und optisch große kunst sein - und wenn das ganze dann vielleicht noch mehr als die summe seiner teile ist, großartig.
und natürlich kann man auch über minecraft und die möglichkeiten, die es den spielern bietet, philosophieren. vielleicht ist es eher ein tuschkasten denn ein gemälde
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Hurz am 07. September 2011, 02:09:49
Kunst und "Ernsthaftigkeit" sind zwei teilweise sehr unterschiedliche Dinge ... über schöne Grafik, stimmungsvolle Atmosphäre usw. liest man in so gut wie jedem Test haufenweise. Das transportieren rein auf Unterhaltung ausgelegte Werke auch. Dass Computerspiele auch eine Kunstform sind wie Filme, Musik, Bücher oder sogar Comics, das steht ja nicht zur Debatte (das "künstlerisch" weiter oben war eher in Richtung "sozialpädagogisch wertvoll" gemeint), sondern wie weit ein Test neben der Technik und Mechanik eines Spiels auf mögliche (nennen wir sie mal so) "Botschaften" eingehen sollte bzw. ob ein Spiel so etwas wie ein Film leisten kann.

Klar enthält ein Spiel auch Kunst und dabei fallen einem solche Werke wie Myst ein, aber eben auch ein großer Teil ist Technik. Für einen Spieler der ein Spiel spielt ist es nun mal zentral wichtig wie sich dieses Spiel bedienen lässt, wie die Funktionsweisen und die Mechanik funktionieren. Hier gibt es Unterschiede und nicht jedem Spieler gefällt jede Art oder kommt damit zurecht. Ein von der Präsentation grandioses "ernsthaftes" Spiel mit guter Geschichte wird massiv "entwertet" für die Spieler, wenn es nicht gut spielbar ist. Das halte ich für einen zentralen Unterschied zwischen z.B. Filmen und Spielen, was auch eine unterschiedliche Herangehensweise bei Kritiken/Tests erfordert (wobei ich noch einmal anmerken möchte, das in der Tat viele solcher Tests zu sehr die Technik beleuchten).
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: EdHunter am 07. September 2011, 09:55:55
Wie Du sagst: "schöne Grafik, stimmungsvolle Atmosphäre usw. liest man in so gut wie jedem Test". Richtig, aber mehr liest man da auch nicht. Wenn Life of Brian in der GameStar getestet worden wäre, hätte man vermutlich gelesen: "lustig". ;)

Ich glaube "Interpretation" ist das Buzzword der Wahl. Wenn man sich sowas anschaut, wie DXHR is about DRM (http://www.rockpapershotgun.com/2011/09/06/deus-ex-human-revolution-is-about-drm/) oder tatsächlich den Anfang von diesem verlinkten Eurogamer.de-Artikel (http://www.eurogamer.de/articles/2011-08-23-deus-ex-human-revolution-test), wo die Verwendung des DXHR-Szenario generell mal eingeordnet wird, dann denke ich, da könnte der Spielejournalismus eher hingehen. Momentan lesen sich die Game-Reviews in den Magazinen doch alle irgendwie gleich.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Hurz am 07. September 2011, 11:13:12
Der Artikel fängt ganz gut an, da stimme ich dir zu, aber er geht teilweise schon wieder in die Richtung "schaut mal her was ich alles weiß und schon erlebt habe" ... Ist aber definitiv mal eine Abwechslung zu dem was du richtig als Einheitsbrei beschreibst. Dennoch frage ich mich, wie weit die eigentliche Zielgruppe der Spiele um die 14 bis 22 Jahre wirklich an diesen Betrachtungen interessiert ist? Die vielen Pleiten von Versuchen (davon gab und gibt es genug) ein Erwachsenen-Spielemagazin an den Mann und die Frau zu bringen ist sicher nicht nur daran gescheitert, dass meist ein halbes Lifestyle-Magazin daraus wurde. Liegen hier vielleicht Wunsch und Realität etwas weiter auseinander als gedacht und liefert evt. diese technische/nüchterne Sicht der Tests nicht das, was die Leser wollen und interessiert - zumindest zum Großteil?

Wenn man die Kommentare zu dem Artikel mal überfliegt, so geht es dort um Tonspuren, Waffenupgrades und Spielmechanik ... nur an zwei oder drei Stellen wird auf den "Abgesang des Cyberpunks" eingegangen. Natürlich sollte man die Kommentare oder Foren jetzt nicht ungefiltert als Maßstab nehmen, aber es fällt schon auf. Vielleicht sind die Spiele ja inzwischen doch erwachsener geworden - nur das Publikum bleibt im Alter stehen?
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Accipiter am 07. September 2011, 11:26:33
Die vielen Pleiten von Versuchen (davon gab und gibt es genug) ein Erwachsenen-Spielemagazin an den Mann und die Frau zu bringen ist sicher nicht nur daran gescheitert, dass meist ein halbes Lifestyle-Magazin daraus wurde. Liegen hier vielleicht Wunsch und Realität etwas weiter auseinander als gedacht und liefert evt. diese technische/nüchterne Sicht der Tests nicht das, was die Leser wollen und interessiert - zumindest zum Großteil?

In b4 "aber es steht doch im Spiegel". Ne, mal ehrlich: Die Realität spricht tatsächlich für die Argumentation von Hurz. Man sehe, was mit der GEE passiert ist, die auf jeden Fall genau in die angesprochene Richtung geht. Der Artikel hat im Kern für mich zwei Aussagen: a) Mimimi, mit Spielejournalismus lässt sich kein Geld verdienen. b) Artikel müssen "Casual" werden, damit die Branche nicht an ihrer Kernzielgruppe verhungert. Aber wer von Farmville-Daddlern kauft sich bitte ein Magazin?
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Blaukool am 07. September 2011, 13:45:41
Ihr hämmert hier Walls of Text weil ein Typ irgendwo erkannt hat das Spielemagazine scheiße sind? Das hätte ich euch auch sagen können  :stupid:

Und es braucht beim besten Willen nicht nur irgendwelche hochkulturellen Serious Games. Ich meine wenn ihr euch selbst bestrafen wollt dann lasst euch nicht aufhalten, aber ich will Spiele die Spaß machen. Ob sich irgendein Redakteur oder sonst wer die Palme schüttelt weil das Spiel so künstlerisch wertvoll ist geht mir sonst wo vorbei. Nach der Logik dürfte kein Mensch CD's von den neuen Casting-Musikern, Bücher von Henning Mankel und Dan Brown oder Filme aus Hollywood genießen.  :wall:
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Rom am 07. September 2011, 13:58:26
boa blau, das gibt aber karmaabzug. Jetzt hast du den ganzen Thred ruiniert.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Blaukool am 07. September 2011, 15:15:20
 :sniff: Ich wollte den Thread nicht kaput machen
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: tombs am 07. September 2011, 16:01:20
Ihr hämmert hier Walls of Text weil ein Typ irgendwo erkannt hat das Spielemagazine scheiße sind? Das hätte ich euch auch sagen können  :stupid:

Und es braucht beim besten Willen nicht nur irgendwelche hochkulturellen Serious Games. Ich meine wenn ihr euch selbst bestrafen wollt dann lasst euch nicht aufhalten, aber ich will Spiele die Spaß machen. Ob sich irgendein Redakteur oder sonst wer die Palme schüttelt weil das Spiel so künstlerisch wertvoll ist geht mir sonst wo vorbei. Nach der Logik dürfte kein Mensch CD's von den neuen Casting-Musikern, Bücher von Henning Mankel und Dan Brown oder Filme aus Hollywood genießen.  :wall:
erst allgemeine zustimmung zum beschriebenen zustand der redaktionsprodukte und dann der sprung zu den spielen, um die es eigentlich gar nicht geht - stumfeske argumentationsführung.
ganz generell folgen spielemagazine halt dem negativen trend beim absatz für pringtjournalismus - bzw. führen ihn an. das ist aber angesichts der netzaffinität der käuferschichten ganz normal und sagt erstmal nichts über die qualität des gelieferten journalismus aus. das der dann sowohl inhaltlich (gekaufte jubelwertungen) als auch stilistisch zu oft für n arsch ist, beschleunigt den trend einfach.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Blaukool am 07. September 2011, 17:11:11
stumfeske argumentationsführung

Ich kann da keine Argumentation sehen, nur eine ausgedrückte Meinung... Nenns dann wenigstens "stumfeske meinungsmacherei"
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Neranja am 07. September 2011, 17:21:02
Das ist halt der Preis den die Printmedien dafür bezahlen das jeder dahergelaufene seine eigenen Spielekritiken schreibt/aufnimmt und auf seinem Blog/Youtube hochladen kann - sich die Sachen der "klassischen Qualitätsmedien" eben aber weder inhaltlich noch qualitativ sonderlich davon abheben.

Ich mein, selbst Baumstumpf hat sich als Spielekritiker probiert  :Zidahya:
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: tombs am 07. September 2011, 18:03:36
stumfeske argumentationsführung

Ich kann da keine Argumentation sehen, nur eine ausgedrückte Meinung... Nenns dann wenigstens "stumfeske meinungsmacherei"
i stand corrected
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Accipiter am 07. September 2011, 18:47:09
Ah, prinzipiell war ja an Baums Magazin nix auszusetzen. War halt mit der Kerngruppe der Randgruppe als Zielgruppe.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Avion Lore am 08. September 2011, 10:16:52
http://www.spiegel.de/netzwelt/games/0,1518,784531,00.html (http://www.spiegel.de/netzwelt/games/0,1518,784531,00.html)
Quelle Spon

Langfassung inkl. interessanter Diskussion in den Kommentaren gibt es hier: http://kaliban.de/2011/09/zum-zustand-der-deutschen-spielekritik/
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: EdHunter am 08. September 2011, 11:40:29
Langfassung inkl. interessanter Diskussion in den Kommentaren gibt es hier: http://kaliban.de/2011/09/zum-zustand-der-deutschen-spielekritik/

nice, danke!
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Hurz am 08. September 2011, 11:53:07
Es rauscht schon ein wenig im Kolumnen-Wald der Branche:

http://www.spiegel.de/netzwelt/games/0,1518,784689,00.html

http://www.gamersglobal.de/meinung/lieber-christian-schmidt

Evt. kommt da noch mehr - lustig wäre es, wenn sich sein alter Arbeitgeber pullen lassen würde. :popcorn:
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Sky am 08. September 2011, 11:58:10
Mick Schnelle ist ja der Hammer...  :bruhaha: :bruhaha: :bruhaha: :kotz:
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Accipiter am 08. September 2011, 13:44:19
Zitat von: Mick Schnelle
"Was ich nicht verstehe: Bis vor wenigen Wochen warst du selbst Teil dieses Systems und als Mitglied der Chefredaktion von GameStar an einer Stelle tätig, wo du dich über Jahre hinweg für Änderungen hättest einsetzen können. Vielleicht ein höheres Budget für freie Autoren erstreiten. Vielleicht dafür sorgen, dass aus Praktikanten durch gezielte Ausbildung kompetente Redakteure werden. Eine Ausbildung, für die übrigens meines Wissens bei GameStar du verantwortlich warst."

Wobei ich gerade sehe: Bei GamersGlobal machen Laien das komplette Magazin und kriegen dafür Abzeichen und Rangstufen?  :bruhaha:
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Itchy am 08. September 2011, 14:22:54
Hast Du nur Angst um Deinen Berufsstand :D
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: Accipiter am 08. September 2011, 14:41:33
Nene, ich meine warum im Text der Vorwurf der Ausbeutung kommt, wobei er selber dann offensichtlich bei "Kinder Verarschung" arbeitet. Prinzipiell kann man in meinem Berufsstand gut leben. Man darf halt keine Illusionen haben und von einer besseren Welt träumen. In der Regel habe ich ja nur Vorgaben zu Thema und Umfang sowie der Bezahlung. Meinen Stundenlohn muss dann zwischen Recherche und Kreativität beim Schreiben eigenständig auspendeln.
Titel: Re: Eine Spieletester über Spieletester
Beitrag von: tombs am 13. September 2011, 00:27:12
etwas hölzerner einstieg und auch sonst nicht ganz rund im stil und nicht unbedingt "den gamer" als zielgruppe, aber mal ein beispiel für die etwas andere spielbesprechung
http://www.spiegel.de/netzwelt/games/0,1518,785553,00.html (http://www.spiegel.de/netzwelt/games/0,1518,785553,00.html)

Zitat
Renaissance einer düsteren Zukunft

Von Carsten Görig
Zur Großansicht

Im Computerspiel "Deus Ex: Human Revolution" kämpft der Held darum, ein Mensch zu bleiben.


In der Klinik kann man Augen kaufen. Augen, mit denen man durch Wände sehen kann. Außerdem gibt es Beinprothesen, mit denen man höher springen kann, Scanner, mit denen sich die Persönlichkeitsstruktur von Menschen erkennen lässt, und Gehirnimplantate, die beim Hacken von Computern helfen. Alles, was man dafür braucht, ist Geld. Aber dieses Geld haben viele Menschen nicht, die auf der Straße leben im Detroit des Jahres 2027. Deshalb lassen sie sich einspannen in den blutigen Kampf, der in ihrer Stadt ausgebrochen ist um die Frage, was eigentlich den Menschen ausmacht. Um diesen Kampf geht es in "Deus Ex: Human Revolution", dem wohl ambitioniertesten Videospiel des Jahres.


"Wie viel Philosophie passt in ein Spiel?" Das sei eine entscheidende Frage, sagt Mary DeMarle. Die Amerikanerin sitzt im Eidos-Studio in der Innenstadt der kanadischen Metropole Montreal, draußen rauschen die Autos über die regennasse Fahrbahn. Der trübe Tag scheint wie gemacht für die Präsentation eines Spiels, das erst einmal durch seine düsteren Farben auffällt. DeMarle ist die Autorin von "Deus Ex: Human Revolution", dem dritten Teil der "Deux Ex"-Reihe, und sie weiß natürlich, dass man sehr viel Philosophie in ein Spiel packen kann. Man darf es nur nicht zu offensichtlich machen.

Angespielt: Deus Ex

DeMarle hat die Geschichte des Spiels geschrieben, die Dialoge entworfen, den Hintergrund, das Thema des Spiels mitentwickelt. Es geht um Transhumanismus, die Optimierung des Körpers durch Implantate. Was nach Science-Fiction klingt, ist nicht mehr so weit entfernt. "Viele Firmen forschen bereits daran", sagt DeMarle. "Wir haben lange recherchiert und versucht, eine realistische Vorstellung von dem zu bekommen, was 2027 bereits möglich sein könnte."

Es geht um Transhumanismus

Was ist machbar - und was ist zulässig? Wie weit kann der Mensch sich mit Hilfe von Technik weiterentwickeln, wie weit darf er der Evolution ein Schnippchen schlagen? Wann hört der Mensch auf, ein Mensch zu sein und wird zur Maschine? "Diese Fragen müssen bald entschieden werden", sagt DeMarle - und meint die reale Welt. Der Science-Fiction-Autor Philip K. Dick hat das Thema bereits 1968 in einem Roman behandelt: "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?" heißt er. Aus ihm wurde Ridley Scotts legendärer Film "Blade Runner".

"Deus Ex" möchte es ihm nachmachen und erinnert erst einmal sehr an die Dystopie. Eine Nachtwelt, wie in "Blade Runner", unwirklich zwischen der heutigen Welt und einer unbestimmten Zukunft stehend. Die Entwickler verwenden gedeckte Farben wie auf Renaissance-Gemälden und beziehen sich auch in der Kleidung der mechanisch veränderten Menschen auf das 16. Jahrhundert. Sie haben dafür eigens eine virtuelle Modekollektion entworfen. "Wir wurden schon gefragt, wo man die Sachen kaufen kann", sagt DeMarle mit einem Augenzwinkern.

Wie Dick in der "Blade Runner"-Vorlage verpackt die "Deus Ex"-Autorin DeMarle ihre Philosophie in eine Agentengeschichte im Science-Fiction-Mantel. Sie gibt dem Spieler einen Protagonisten namens Adam Jensen an die Hand. Der ist Sicherheitschef bei Sarif Industries, einer Firma, die mechanische Implantate herstellt. Beim Überfall einer Söldnertruppe wird Jensen schwer verletzt, einzig die Implantate machen wieder einen vollständigen Menschen aus ihm. Jetzt trägt er optimierte Augen und einen künstlichen Arm, der ihm zusätzliche Kräfte verleihen kann, ein Chip im Gehirn hilft ihm bei seiner Aufgabe. Und seine Aufgabe ist nicht einfach: Jensen (also sein Über-Ich an der Konsole) muss herausfinden, wer für den Überfall verantwortlich ist, bei dem seine große Liebe ermordet wurde. Sind es Gegner des Transhumanismus, ein Konkurrenzkonzern oder gar die eigene Regierung? Es ist eine Intrige, der man auf die Spur kommen muss.

So viel Freiheit wie möglich soll der Spieler haben


Die Implantate dienen dabei nicht nur der Geschichte, sondern auch dem Spiel, denn je nach zusätzlich erworbenem Implantat verändern sich Jensens Fähigkeiten und damit die Spielweise. Man kann sich mit größtmöglichem Bleieinsatz durch die Horden von Gegnern schießen oder als Hacker in Computersysteme eindringen und Alarmanlagen und Sicherheitssysteme lahmlegen oder sich als Spion leise in die Gebäude schleichen und Pheromone benutzen, um von Informanten die richtigen und wichtigen Hinweise zu bekommen. Man kann aber auch alles kombinieren, sich durch einen Raum schießen, um dort dann einen verborgenen Lüftungsschacht zu finden, der einen an ein Computerterminal führt, an dem sich ein Schutzsystem lahmlegen lässt. So viel Freiheit wie möglich soll der Spieler haben, das war schon die Maxime der ersten beiden "Deus Ex"-Spiele.

Sie sind bereits 2000 und 2004 erschienen, danach wurde die Reihe vorerst eingestellt, ein kommerzieller Erfolg war sie nicht, auch wenn Spieleguru Warren Spector, der Erfinder der Reihe, immer wieder darauf hinweist, dass der Hersteller Eidos mit "Deus Ex" keinen Verlust gemacht hat. Doch keinen Verlust zu machen reicht manchmal eben nicht. Vor allem, wenn man wie die "Tomb Raider"-Firma Eidos lange ums Überleben kämpfen musste. Inzwischen ist sie vom japanischen Square-Enix-Konzern aufgekauft worden, der Wagemut zurückgekommen, zumindest in Teilen.

"Wir haben versucht, den Ursprüngen der Reihe treu zu bleiben, wollten aber gleichzeitig Neueinsteiger nicht abschrecken." So beschreibt DeMarle den Spagat zwischen künstlerischer Vision und wirtschaftlichen Realitäten. Und er ist gelungen. Ihr Spiel ist äußerst komplex. Nimmt man normalerweise einfach seine Knarre und schießt auf alles, was sich bewegt, muss man bei "Deus Ex" immer wieder innehalten, nachdenken. Darüber, was der nächste Schritt sein könnte. Darüber, wie die Geschichte wohl weitergeht. Und vielleicht sogar darüber, ob man lieber Mensch oder Maschine ist.