So, ich hab’s mal ausprobiert. Hier mein Fazit:
In Pirates of the Burning Sea geht’s um Piraten! Toll, oder? Deswegen dachte sich Kulin: spielen wir doch einen Piraten! Es gibt zwar auch die Möglichkeit als Franzose, Engländer oder gar Holländer herumzueiern. Aber mal ehrlich: wer will das schon?
Deswegen habe ich mich für Piraterie, Mord, Raub sowie die reine, ungezügelte Unzucht entschieden. Bisher hab ich etwa Level 10 und schon Einblicke in alle möglichen Bereiche des Spiels gefunden(bis auf PvP). Deswegen mag ich die mal separiert betrachten und etwas ausführlicher beschreiben.
1. Atmosphäre:Ich persönlich finde das ganze sehr stimmungsvoll. Von sehr gutem Sound, über die schön ausgebaute Charaktererstellung und Individualisierung, bis hin zu den Erzählungen der Story und Missionen. Vor allem letztere nehmen sich häufig selbst nicht allzu ernst. Gestern hatte ich z.B. eine Mission, bei der mich ein Pirat gebeten hat sein "rechtmäßig geraubtes Gut" zurückzuholen, dass ihm die "kriminelle Britische Navy" wieder abgenommen hatte.
Schön an der Atmosphäre finde ich bisher, dass sich noch keine Mission wirklich geglichen hat. Klar, man muss meisten gegen Schiffe Kämpfen. Aber die Detailziele sind doch meist unterschiedlich und vor allem wenn man die Story beachtet, sind sie auch Nachvollziehbar.
Gut finde ich auch die unterschiedlichen Städte. Es gibt ja ziemlich viele davon. Aber keine gleicht der anderen. Sprich dutzende Städte von der Größe von z.B. Booty Bay bis Stormwind die alle grundlegend anders aufgebaut und designed sind und dabei sogar unter Berücksichtigung historischer Fakten dargestellt werden.
Was ich bisher nicht so prall fand, waren Landmissionen, bei denen man ein Fort einnehmen musste. Die Forts die man dabei einnimmt, sind immer die gleichen. Die anderen Landmissionen waren hingegen immer unterschiedlich. Immer andere, schöne Innenräume oder Piratenhöhlen.
Was etwas die Atmosphäre stört ist, dass irgendwie alles an Land nicht so wirklich frei ist. Man kann zwar viele Häuser betreten, aber dann nur während Missionen.
2. Kampfsystem zur See"Einfach zu bedienen, aber dennoch sehr anspruchsvoll" ist wohl die richtige Umschreibung dafür. Man stelle sich vor, man kämpft alleine gegen 2-3 gleichwertige Schiffe. Die kann man nicht einfach so wegbomben und zuschauen wie sie wegblubbern. Zum einen haben wir Wind. Das heißt es ist nicht ganz einfach in abdrehendes Schiff, dessen geschwächte Seite man angreifen will, weiter zu verfolgen. Dreht man sich dabei in den Wind, und der andere nicht, wendet er schneller, kann einen umrunden und selbst an der richtigen Stelle attackieren. Verfolgt man ein Schiff das Haken schlägt, bekommt man immer wieder dessen Breitseite in den Bug, außer man schlägt selbst Haken. Was aber wenn das andere Schiff wendiger, weil kleiner ist? Dann schlägt es einen Haken, verpasst einem eine Breitseite in den Bug(der sehr schwach gepanzert ist) und ist schon wieder auf dem Weg bevor man selbst reagieren konnte. Dazu kommen noch Prioritäten. Sag ich meinen Piraten: "Hängt alles in den Wind was ihr habt(inklusive Socken)" und verliere dadurch an Wendigkeit? Dann ist so ein Hakenschlagen noch übler. Selbst das Einholen eines kleinen Schiffchens kann durch falsches Taktieren so zur Null-Nummer werden. Und was, wenn es dabei auf 2 mit ihm verbündete Schiffe zufährt? 3 Leute die auf meinen Bug schießen, verwandeln mich im 0 Komma nix zu einer Ausgrabungsstätte für Archäologen. Obwohl ich brutale Gewalt äußerst schätze, muss man hier wohl zu subtileren Methoden greifen.
Wie wär’s z.B. mit beidrehen, eine Ladung segelzerfetzende Kettengeschosse abfeuern, um dem Gegner dann zu Leibe zu rücken, wenn er kaum noch Tempo aufnehmen kann. Natürlich hält ihn wenig davon ab, dasselbe zu tun! Dafür gibt’s dann Skills, priorisierbare Mannschaftsaufgabe(z.B.: Mehr Tempo, auf kosten der Wendigkeit)
Je nach Situation ist dabei dauernd Taktieren gefordert. Derjenige der den anderen Fallen stellt und überrumpelt, gewinnt das Match. Ich kenne kein MMO, dass dem auch nur nahe kommt in Sachen taktieren. Man hat zwar wie im Schach nur eine bestimmte Anzahl Möglichkeiten, aber alle müssen bedacht und überlegt eingesetzt werden. Fazit: die Seekämpfe sind zwar knackig, aber für den Moment eines der besten MMO-Kampfsysteme ever. Vor allem aber fühlt es sich auch sehr unverbraucht und frisch an. Mal was anderes.
3. Kampfsystem an Land/beim EnternDas ist leider lange nicht so komplex wie das zur See. Allerdings wage ich bisher noch kein finales Urteil abzugeben. Bisher hatte ich immer nur 4-5 Skills(Schlagen, Pistolenschuss, Initiative erhöhen, Blocken, Spalten) und deswegen keine besonderen taktischen Möglichkeiten. Gestern aber hab ich einen kleinen Crowd-Control Skill dazu bekommen und schon ist das ganze wesentlich Interessanter geworden. Nun kann ich locker 3 Gegner auf einmal ausknocken, ohne in Bedrängnis zu kommen. Trotzdem fehlt mir noch ein bissel die Vielfalt. Z.B. das Entern geht mir persönlich oft zu einfach, vor allem mit den verbesserten Enter-Skills. Ich knall ihm seine Manschgerle mit Schrot runter und kämpfe dann mit meinen 68 Mann gegen seine 5-10. Allerdings ist das wohl nur bei NPCs so. Ein Player würde die Schrotgeschichte nicht zulassen oder seinerseits meine Crew dezimieren. Mit anderen Worten: das Kampfsystem wird mit steigendem Level besser, aber die Umgebung in der man Kämpft wiederholt sich recht oft.
4. Handel & CraftingAlles Gute wird von Playern gebaut. Will man etwas bauen, braucht man einen Hafen, wo dann Gebäude gebaut werden können, wobei manche natürlich nur nutzvoll sind, wenn es auch die Rohstoffe dafür gibt. Ne Eisenmine ohne Eisenerz ist recht sinnlos.
Wenn man dabei in einer Stadt rumeiert die zur eigenen Fraktion gehört ist das Crafting recht billig. Andernfalls eher nicht. Man muss auf einmal fette Steuern zahlen. Und zwar nur in den Gebäuden, die man schon besitzt. Neues Bauen geht dabei auch nicht wirklich. Und wenn man mal Eisenbarren bastelt, die statt 500 dann 750 in der Produktion kosten, ist der Gewinn ziemlich fix dahin, vor allem wenn die Spieler der anderen Fraktion weiter für 500 bauen können.
Die erwirtschafteten Waren kann man dann entweder im lokalen oder regionalen Auktionshaus verscherbeln. Lokal bedeutet, dass man einen begrenzten Bereich hat, wo die Waren ausgeschrieben werden. Z.B. „Die Bahamas“, was etwa 6 beieinander liegende Städte sind. Regional bedeutet, dass das Auktionshaus mit Orten auf der ganzen Welt verknüpft ist.
Einige Sachen kann man auch bei einem europäischen Händler verkaufen. Die wollen vor allem Güter wie z.B. Felle oder Zucker. So bilden sich richtige Handelswege. Die Stadt mit der Eisenmine hat billiges Eisen, während die Stadt mit der Schmiede welches braucht. Wenn um eine Stadt dann gerade noch gekämpft wird, treibt das natürlich die Preise weiter in die Höhe, weil alles Knapp wird. Man stelle sich vor, man baut ein Riesenschiff und ist von dutzenden von Rohstoffen abhängig. Ich kann mir schon jetzt vorstellen wie viele Kämpfe um Städte und damit Geld es geben wird. Zumal die Schiffe ja mit der Zeit demoliert werden, also nicht ewig halten.
5. SkillsGibt es mehr als genug. Wirklich! Ich schätze so 150 Nahkampf und etwa 60 Seekampf-Skills. Wobei Seekampf-Skills jetzt Piraten-Seekampf-Skills gemeint sind. Die anderen 3 Klassen haben natürlich andere Skills. Schön ist dabei schon jetzt, dass man sich stark und sinnvoll spezialisieren kann. Z.B. auf Entern, Segelzerfetzen, Rumpfschaden und so weiter, was bedeutet, dass man im Konvoi ganz besondere Gruppentaktiken ausarbeiten kann.
6. MissionenBisher alles sehr abwechslungsreich und aufgrund des neuen Szenarios absolut nicht langweilig.. Die Geschichten sind unterhaltsam und die technischen Möglichkeiten durch Instanzierung recht enorm. Instanzen lassen die Spielwelt zwar nicht so frei erscheinen, dafür hat man den Vorteil von guten Missionen. In WoW ist es nun mal nicht möglich für einen Spieler allein mal eben die halbe Stadt Storm im Bombenhagel eines Kriegsschiff mit dutzenden Verwundeten und überall herumliegenden Toten vollzupfropfen. Schön dabei ist, dass die Missionen selbst auf Uraltrechnern im Eiltempo geladen werden, so dass die Ladezeiten sehr angenehm sind. Ein weiterer Vorteil ist, dass man keine langen Laufwege mehr hat, weil alles in der Nähe ist. Man muss nix suchen, sondern ist direkt mitten drin. Fühlt sich alles absolut flüssig und leichtgängig an, mag aber Geschmackssache sein.
7. User ContentMan kann eigene Flaggen malen und sich aufs Schiff pappen! Hui!
Zusammenfassung:Positiv:
+Genialer Seekampf
+Sehr unterhaltsame Missionen, vor allem auf See
+Sehr unterhaltsame Storymissionen
+Interessantes Skillsystem mit vielen Spezialisierungsmöglichkeiten, was besonders die Team-PvP-Kämpfe mit noch weiter erhöhtem taktischen Tiefgang ausstatten dürfte.
+Dickes Crafting und Handelssystem, dass Eng mit dem PvP verknüpft ist. Hier geht’s um was.
+Auch die Landkämpfe bekommen mit steigendem Level Spezialisierungsmöglichkeiten und damit taktischen Tiefgang.
+Bisher keine Bugs bei Missionen oder irgendwo anders. In meiner gesamten Spielzeit von etwa 15 Stunden hatte ich jedoch 2 Abstürze. Das schöne daran: ich konnte hinterher direkt wieder einsteigen, ohne dass irgendetwas passiert ist. Anscheinend wurde die Instanz regelrecht eingefroren, während ich draußen war. Wirkt alles Hochglanzpoliert auf mich. Wie's im Endgame aussieht, weiß ich natürlich nicht. Aber bei mir in den niedrigen Levels ist alles ok und recht Bugfrei. Neben den Abstürzen sind manches Passagen in Questtexten, wo es darum geht, ob der Text für einen männlichen oder weiblichen Spieler zugeschnitten ist, manchmal mit ein paar Sonderzeichen versehen. Aber nix wildes.
+Schöne Grafik und schöner Sound.
+Leicht verständliches Interface, ordentliches Tutorial
Negativ:
-Leider sehen die Enterkämpfe oft recht ähnlich aus. Auch die Kämpfe gegen NPC-Forts sind weniger abwechslungsreich.
+/- Die Spielwelt ist an Land nicht offen wie z.B. bei WoW, sondern instanziert. Das hat Vorteile - weil bestimmte Missionen eben auch mitten in der Stadt ablaufen können - aber auch Nachteile, weil z.B. das Umland der Städte nicht zu Fuß begehbar ist. Außerdem werden die Laufwege dadurch wesentlich kürzer. Die wahre Freiheit hat man auf See, worauf deutlich der Fokus des Spiels gelegt wurde.
Fazit: bisher ist alles sehr kurzweilig und Unterhaltsam. Die Seekämpfe machen einen Heidenspaß und das Wirtschaftssystem wirkt noch ein bissel beängstigend weil ziemlich umfangreich. Ich kann momentan noch nicht absehen, worum das Endgame des Spiels sich drehen wird. Im Moment gibt’s aber nichts, dass das Spiel irgendwie schlecht wirken lässt. Mal schauen wie das später aussieht.
Gefühlsmäßige Wertung bei Level 11: 87%
PS.: Entgegen der Befürchtung, dass die Server zu leer sind, ist es eigentlich recht ok. Die deutschen Server sind "Moderat" gefüllt: sprich mittelmäßig. Die Englischen teilweise sogar "sehr schwer" und damit tiefrot und an der Grenze der Belastbarkeit. An Spielermangel leidet das Spiel also nicht.